Freitag, 27. Juli 2007

Neue Ökonomie: Modell

MODELLE zur Abbildung von Wirtschaftsvorgängen in der Geldwirtschaft

Es gibt in unserem Wirtschaftssystem drei große den Wirtschaftsprozess maßgeblich beeinflussende Teilnehmergruppen: Die Banken (Zentralbank, Privatbanken), die Unternehmer und die Leistungslieferanten. Letztlich sind die Masse der Bevölkerung als Arbeiter und Angestellte im Wesentlichen die Leistungslieferanten. Wichtigstes wirtschaftliches Element bzw. Instrument für den Austausch von Leistungen ist das Geld. Der wirtschaftliche Prozess kann im Wesentlichen wie folgt beschrieben werde.

In den Unternehmen werden Produkte bzw. Dienstleistungen durch bzw. mit Hilfe der Leistungslieferanten hergestellt. Volkswirtschaftlich gesehen, sind die gesamten Unternehmensausgaben Geldzahlungen für die Leistungen der Leistungslieferanten. (Für den einzelnen Betrieb sieht dies differenzierter aus). Diese Geldzahlungen sind wiederum Einnahmen der Leistungslieferanten. Mit den Einnahmen kaufen sie die Produkte und Leistungen, die in den Unternehmen hergestellt wurden (s. 1). Ein Schema soll dieses vereinfachte Modell veranschaulichen:


Unternehmer


Produzent Lieferant


Ausgaben

GELD

gelangt zu Produzent

GELD

Einnahmen


LEISTUNG

gelangt zu Unternehmen

LEISTUNG



wird zu





PRODUKT

gelangt zu Produzent (II)

PRODUKT


Einnahmen

GELD

gelangt zu Unternehmen (I)

GELD

Ausgaben

* Die Funktion der Banken ist in diesem Schema nicht aufgeführt

· An diesem Modell wird anschaulich, dass in einer arbeitsteiligen Wirtschaft Geld ein Zirkulationsmittel ist, das den Leistungsaustausch zwischen Wirtschaftsteilnehmern erleichtert bzw. erst ermöglicht: Während das Geld in die eine Richtung strömt, gelangen die Leistungen in die andere, wo Bedarf dafür ist. Das Geld wird vom Bankensystem bzw. letztlich von der Zentralbank bereitgestellt.

· Auf der Geldseite wird deutlich, dass die ursprünglichen Ausgaben bzw. Kosten des Gesamtunternehmers, mit denen er seine Leistungslieferanten bezahlt (ihre Einnahmen), später als Ausgaben dieser Leistungsträger seine Einnahmen sind. Dies kann als ein volkswirtschaftliches Axiom bezeichnet werden und lautet:

In einer Volkswirtschaft, die durch Geldwirtschaft gekennzeichnet ist, gilt, dass die volkswirtschaftlichen Ausgaben die zukünftigen Einnahmen sind oder anders betrachtet, bei einer stabilen Volkswirtschaft ist die Summe aller Ausgaben gleich der Summe aller Einnahmen.

Das Schema zeigt auch zwei Schwachstellen, die den wirtschaftlichen Austausch behindern, weil Einnahmen und Ausnahmen nicht mehr im Gleichgewicht stehen

I. Die Abnehmer behalten ihr Geld für andere Zwecke („Sparen“, Spekulation u.a.)

II. Die Leistungen werden nicht abgefragt, weil Sättigung herrscht (Kapitalismus) oder an den Bedürfnissen vorbei produziert wird (Sozialismus).

(s. 2)

Zu II

Die im Unternehmen hergestellten Produkte werden von denen abgenommen, die hauptsächlich an deren Herstellung beteiligt waren. Werden weniger Waren abgenommen, so verbleibt ein Mehr an Waren beim Unternehmer (Mehrwert/Profit). Dieser kann den Produktüberschuss selber konsumieren oder er hat ein Verwertungsproblem. (s. 3) Dies ist die Warenseite des aus gegenläufigen, von einander abhängigen Kreislaufströmen (Geld/Ware) bestehenden Wirtschaftssystems.

Zu I

Auf der Geldseite gilt , dass die Ausgaben die zukünftigen Einnahmen sind. Das heißt eine Volkswirtschaft ist dann stabil, wenn die einzelnen beteiligten Gruppen das wieder ausgeben, was sie einnehmen. Welche Wirkung hat es auf die Volkswirtschaft, wenn einzelne Gesellschaftsgruppen mehr Geld einnehmen als sie ausgeben können oder wollen, indem sie entweder “sparen“ (man sollte besser von „Einkommensüberschuss erzielen“ sprechen) oder Gewinne machen (Gewinn als positives Saldo aus Ausgaben, bzw. Kosten und Einnahmen)? Es ist logisch, dass sich dieser Überschuss als Geldvermögen in den Taschen dieser Gesellschaftsgruppen anhäuft. Wenn dieses Geld nicht wieder ausgegeben wird, sei es als Konsum oder Investition (eine besondere Konsumart), fehlt es der Volkswirtschaft. Diesem nicht ausgegebenen Überschuss stehen produzierte Güter, bzw. Leistungen gegenüber, die nicht vom Markt geräumt werden. Unternehmen gehen pleite, die Volkswirtschaft schrumpft.

Das folgende Zahlenbeispiel soll diese Aussagen illustrieren :

Hier wird die sog. reiche Gruppe, bei der die Einnahmen größer sind als die Ausgaben und die einen Bevölkerungsanteil von 25%, umfassen soll, in ihren Einnahmen dem großen Rest der Bevölkerung gegenübergestellt werden. Die Annahme von 40% Einnahmeanteil dieser Bevölkerungsgruppe am BIP, hier mit 2000 Mrd./Jahr Euro angegeben, kommt der bundesrepublikanischen Wirklichkeit wahrscheinlich recht nahe. Beim großen Teil der Bevölkerung sind im Wesentlichen die Ausgaben so groß wie die Einnahmen. Die Ausgaben des kleinen reichen Teils mögen bei konstant (!) z.B. bei 720 Mrd. Euro/Jahr liegen, das sind 36% des anfänglichen (!) BIP von 2000 Mrd. Euro. Der Gewinn würde dann bei 4% liegen, der voraussetzungsgemäß angehäuft wird. Da die Ausgaben immer auch die zukünftigen Einnahmen sind, schrumpft das BIP im folgenden Jahr, in unserem Beispiel um 80 Mrd. Euro (4% von 2000). Das BIP schrumpft unter diesen Voraussetzungen solange , bis die Ausgaben der reichen Gruppe gleich deren Einnahmen sind, d.h. bis in unserem Beispiel 720 Mrd. Euro 40% des dann erreichten BIP ausmachen, also auf 1800 Mrd. Euro. Der Gewinn ist dann natürlich auf null geschrumpft (Marx: tendenzielle Fall der Profitrate = Keynes: Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals )

Das Entscheidende bei diesem Vorgang ist, dass der reiche Teil seine Einnahmen nicht konsumieren kann und dadurch Vermögen angehäuft wird. Diente diese Anhäufung nun dazu, die anfänglich ungleiche Einkommensverteilung zu Lasten des ärmeren Teils weiter zu verschieben, z.B. durch Rationalisierungs-Investitionen, würde sich letztlich die Krisendynamik verschärfen. Unser Wirtschafts- und Geldsystem kann so nicht krisenfest funktionieren.

Das Gleichgewicht von Kauf und Verkauf, volkswirtschaftlich gesehen, von Ausgaben und Einnahmen ist die Grundlage eines krisenfreien Wirtschaftsablaufes. Sie ist für eine Warenwirtschaft „naturgegeben“. Dort wird Ware gegen Ware getauscht. Verkauf kann nur durch gleichzeitigen Kauf stattfinden und umgekehrt. Die in der Hand ihrer Produzenten zum großen Teil nutzlosen Güter werden in nützliche Gebrauchswerte getauscht, die sich in der Hand des anderen Tauschpartners befinden

Schon die bloße Ungleichheit in der Einkommensverteilung in einer Geldwirtschaft könnte tendenziell zu Krisen führen. Behoben wird diese Schwierigkeit, indem der Geldüberschuss an andere Wirtschaftsteilnehmer über Kredite weitergereicht wird, der ihn dann durch seine Ausgaben in den Kreislauf einschleust.

Auch hier wird deutlich, dass unsere profitorientierte Geldwirtschaft auf Kredite, also auf Schuldverhältnissen aufgebaut ist. Das zeigt schon die bemerkenswerte Tatsache, dass zwei Drittel der Geldscheine dadurch von der Zentralbank in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden, dass sie Kredite an die Geschäftsbanken vergibt.

Aber es gibt auch einen im Wirtschaftssystem liegenden Grund. Jede arbeitsteilige Wirtschaft ist darauf angewiesen, dass Leistung und Gegenleistung zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten stattfinden können. Das bedeutet, dass es Vertrauensverhältnisse, beziehungsweise Kreditverhältnisse (in dem Wort Kredit steckt der Begriff Vertrauen) gibt, weil die Teilnehmer darauf vertrauen müssen, dass sie für ihre Leistungen zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort auch Gegenleistungen erhalten. Die Aufgabe des Banksystems (Privat- u. Zentralbanken) besteht dabei darin, die Sicherheit zu liefern, dass der warenliefernde Teilnehmer in angemessener Zeit eine Gegenleistung erhält.

Der Schuldner kann aber seinen Kredit nur zurückzahlen, soweit er seine Leistung absetzen kann, denn erst dann erhält er Geld für die Kredittilgung. Das ist die Ohnmacht des Schuldners. Gesamtwirtschaftlich gesehen kann die Kredittilgung nur funktionieren, wenn der Gesamtschuldner die Leistung des Schuldners annimmt, sonst wird der Kreislauf unterbrochen.

Zusammenfassung

Das Modell zeigt, dass ungleichmäßige Einkommensverteilung zu wirtschaftlichen Störungen führen kann. Extreme ungleiche Einkommensverhältnisse entstehen vor allem dann, wenn es in der Gesellschaft Möglichkeiten gibt, durch den bloßen Besitz von knappen, aber für alle notwendigen Gütern leistungsloses Einkommen zu erzielen (gewinnbringendes Vermögen, s. www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/) . In einer modernen arbeitsteiligen Industriegesellschaft sind:

  • Produktionsmittel knappe Güter. - Ihr Besitz führt zu Profiten.
  • Weiterhin ist der Boden ein knappes, nicht vermehrbares Gut. – Sein Besitz führt zur Bodenrente.
  • Aber besonders ist Geld ein solches Gut, denn das Geld ist nicht nur bloßes Tausch- , sondern auch Aufbewahrungsmittel, das durch Hortung dem Wirtschaftskreislauf entzogen werden kann und dadurch knapp wird. Dies ist die Liquiditätsreferenz des Geldes, die dazu führt, dass der Zins nicht unter den Liquiditätswert (erfahrungsgemäß 2%) sinkt. - Der Besitz von Geld führt in unserem Geldsystem zum Zins.

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1. Ein konkretes Beispiel mag das Schema verdeutlichen:

Ein Automechaniker hat eine Reparaturwerkstatt gegründet (Unternehmen). Er benötigt für den Anfang eine Vorleistung als Waren im Werte von 1000 Euro, die er sich als Kredit besorgt hat. Mit diesem Geld wird ein Lieferant bezahlt, der wiederum die Lieferung bei einem Großlieferant gegen 1000 Euro bezogen hat. Der Großlieferant begleicht mit diesem eingegangenen Geld einen Spediteur, der wiederum seine Transportwagen in der Autowerkstatt überholen lässt. So erreichen die 1000 Euro wieder den Automechaniker, der über diese Werkstattleistung seinen Kredit zurückgeben oder für eine erneute Leistung in den Wirtschaftskreislauf einbringen kann.

2. Stabilität des Geldkreislaufes

In der Technik ist das vorgestellte Modell als Regelkreis bekannt (Vergaser-Motor, Temperaturreglung eines Aquarium). Wegen der angegebenen Störstellen I und II ist der Geldkreislauf als Regelkreis instabil. Während die etablierten Ökonomen meinen, die Störstelle I (Geldhortung) sei durch die Zinserhebung im Prinzip behoben und sich in der Theoriebildung auf das Problem von Nachfrage und Angebot ( Störstelle II ) im Wirtschaftsgeschehen beziehen, konzentrieren sich die Freiwirtschaftler besonders auf das Problem der Geldhortung (Störung I) mit der Erklärung, daß der Zins die prinzipielle Instabilität des Geldkreislaufes noch verstärkt. Meistens vernachlässigen sie den Nachfrage/Angebot-Aspekt.

Bei den Störfällen I und II schwankt die Geldmenge: entweder wird Geld dem Kreislauf entzogen (Hortung) oder es gibt im Verhältnis zur Warenmenge zu viel oder zu wenig Geld (Nachfrage/Angebot – Problem von Waren). Bei den Volkswirtschaftlern wird die Instabilität unseres Wirtschaftssystems deswegen auch als Problem der Steuerung der Geldmenge (genauer Geldvolumen) im Verhältnis zur Warenproduktion angesehen. Dies wird mathematisch beschrieben durch die Formel M x V/ Q = P, dabei bedeutet M die Geldmenge, V die Geldumlaufgeschwindigkeit und Q das Bruttoinlandsprodukt. P ist dann das durchschnittliche Preisniveau.

In einem stabilen Wirtschaftskreislauf ist P konstant. Deshalb versucht die für die Stabilität verantwortliche staatliche Institution, das Geldvolumen (M x V) entsprechend dem Bruttosozialprodukt zu steuern. Sie hat aber Schwierigkeiten in der genauen Bestimmung der Geldmenge, außerdem entfaltet der Leitzins als Steuerinstrument, angesichts der nicht unter ihrer Kontrolle stehenden Girogeldausweitung nur eine geringe Steuerwirkung. Die etablierten Ökonomen (klassische Monetaristen) haben deswegen erfolgreich vorgeschlagen, eine geringe konstante Inflation in Kauf zu nehmen (Maarstrichkriterien), da die gegenteilige Bewegung – Deflation – noch schwieriger zu steuern sei.

Die Instabilität wird aber dadurch nicht behoben, sondern nach Meinung der Freiwirtschaftler nur noch verstärkt.

3. Wachstums- und Schuldendynamik im entwickelten kapitalistischen Wirtschaftssystem

In einer arbeitsteiligen Wirtschaft ist Geld ein Zirkulationsmittel, das den Leistungsaustausch zwischen den Wirtschaftsteilnehmern erleichtert bzw. erst ermöglicht: das Geld fließt in die eine Richtung, während in die andere die andere die Leistung strömt, wo Bedarf dafür ist.

Dabei gilt, daß über die Gleichwertigkeit (Äquivalenz) des Geldes zur Leistung (Maßstabfunktion des Geldes) Leistungen gegen Leistungen getauscht werden, auch im Falle eines Schuldners, in der Regel ein Unternehmer, nämlich bei der Kredittilgung. Der Leistungsaustausch beschreibt die Warenseite des aus gegenläufigen, von einander abhängigen Kreislaufströmen (Geld-/Warenströme). Gesamtwirtschaftlich gesehen, werden die in Unternehmen (Gesamtunternehmer) hergestellten Produkte von denen abgenommen, die sie mehrheitlich hergestellt haben. Werden weniger Waren abgenommen, so verbleibt ein Mehr an Waren beim Unternehmer. Dies führt letztlich zum Mehrwert bzw. zum Profit. Der Gesamtunternehmer kann den Produktüberschuss selber konsumieren oder er hat ein Verwertungsproblem. (s. Exkurs Tendenzielle Fall der Profitrate).

Das Verwertungsproblem besteht darin, daß der Gewinn im kapitalistischen System durch ein Mehr an Geld realisiert wird ( G ---W--- G + MG). Der Warenüberschuß (Mehr an Waren) erhält erst durch den Umtausch in Geld seinen Wert (Mehrwert, Gewinn).

Wo aber sind die Abnehmer, die dafür das Geld geben? Das können ja nicht die Leistungslieferanten sein. Sie haben mit ihrem als Einnahmen, Einkommen, bzw. Lohn vom Unternehmer erhaltenem Geld den Teil der Waren abgeräumt, der äquivalent als Kosten zu diesem Geld ist. Der andere Teil ist der Warenüberschuss. Wie könnte ein Verwertung des Warenüberschusses aussehen?

  • Die Unternehmerschaft könnten den Warenüberschuss selbst konsumieren, indem sie ihn untereinander abnehmen. Sie konsumieren den Profit dann durch ihr Luxusleben – Bauen von Palästen. Dies schafft soziale Probleme und ist nur begrenzt möglich.
  • Oder der Warenüberschuss wird ohne gleichzeitigen Import ausländischer Ware in andere Länder exportiert. Das Heimatland hat dann einen Exportüberschuss. Der ausländische Empfänger hat entweder Schulden, für die er Zinsen zahlt oder die als Gegenwert gezahlte ausländische Währung wird vom Exporteur in die ausländische Wirtschaft renditeträchtig investiert. Die Profite werden durch Exportüberschuss ins Ausland transferiert.
  • Das Problem lässt sich aber auch durch Kreditvergabe lösen. Erst dadurch erhalten andere Wirtschaftsteilnehmer das für die Markträumung des Warenüberschusses nötige Geld. (Das geschieht indirekt auch durch die Zentralbank). So entstehen Schuldner. Gesamtwirtschaftlich bedeutet dies Wirtschaftswachstum, und zwar dann, wenn der Schuldner zur Tilgung seines Kredites zusätzliche Leistungen erbringen muss, um das für die Tilgung nötige Geld zu verdienen.

Schon an dieser Stelle wird klar, dass ein profitorientiertes Geldsystem notwendigerweise über Schuldaufnahme Wachstum produziert, soll es problemlos funktionieren.

Schulden und Wachstum sind Eigenschaften des profitorientierten, auf Geld basierenden Wirtschaftssystems.

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