Dienstag, 31. Juli 2007

Exkurs Marx

Die Bedeutung der Zirkulations- – und Produktionssphäre für die Kapitalismuskritik

Für die meisten Kapitalismuskritiker ist das Privateigentum an den Produktionsmitteln die Grundlage des Kapitalismus und Grund für dessen Profitorientierung. Sie beziehen sich dabei auf Marx. Die Vorgänge in der Zirkulationssphäre werden lediglich als Abbilder dieser Produktionsverhältnisse gesehen.

Der Besitzer der Ware Arbeitskraft und der Geldbesitzer begegnen sich auf dem Markt und treten in ein Verhältnis zueinander als ebenbürtige Warenbesitzer.....Sie kontrahieren als freie rechtlich ebenbürtige Personen.... Sie beziehen sich nur als Warenbesitzer zueinander und tauschen Äquivalent gegen Äquivalent. ..“ ( Marx: Das Kapital Bd. I, S. 182 - 190, zit. nach Georg Otto, Warum der Marxismus scheitern musste, Grüne Reihe, 1991)

Hier wird Geld als Ware der Ware Arbeitskraft gleichgesetzt (äquivalent). Geld ist eine neutrales den Wirtschaftsprozess vermittelndes Wirtschaftsgut. Insofern ist die Kritik ausschließlich in der Produktion zu suchen. Als Besitzer des knappen Wirtschaftsgutes Produktionsmittel ist der Kapitalist in der Lage, den besitzlosen Arbeiter zu erpressen, um sich den von ihm erzeugten Mehrwert anzueignen. Die Entstehung und Aneignung des Mehrwertes lässt sich wie folgt erklären:

Der Unternehmer als Eigentümer der Produktionsmittel bezahlt den Arbeiter für z.B. 8 Stunden Arbeit. Dabei kauft er dessen Arbeitskraft zu einem Wert (Lohn), der durch die Reproduktionskosten der Arbeitskraft bestimmt wird. Dies ist die nötige Warenmenge, um den Arbeiter einen Tag arbeitsfähig zu erhalten. Beispielsweise reichen dazu 4 Stunden Arbeit. Der Unternehmer benutzt bzw. gebraucht aber diese Arbeitskraft 8 Stunden lang. Der Gebrauchswert der Arbeitskraft ist also größer als sein Tauschwert (Lohn gegen Arbeitskraft). So entsteht zunächst eine Warenmenge, die u. U. doppelt so groß ist wie die nötige Wahrenmenge zum Erhalt der Arbeitskraft. Beim Verkauf dieser Warenmenge am Markt wird u.U. ein Wert erzeugt der doppelt so groß ist wie der Wert zum Erhalt der Arbeitskraft. Die Differenz ist der Mehrwert, der beim Unternehmer verbleibt. Der Warenverkauf und damit die Mehrwertrealisierung muss aber gegen andere Marktteilnehmer als Konkurrenten durchgesetzt werden. Dies führe zur Profitorientierung des gesamten Produktionsprozesses (Herstellung + Verwertung), weil sonst der Warenanbieter vom Markt gedrängt würde, auf seiner Ware sitzen bliebe, dadurch die Produktion einschränken und Arbeitskräfte entlassen müsste. Diese Profitorientierung – die Orientierung auf „Mehr“ – übergeht das Ziel, die Produktion entsprechend den gesellschaftlichen Bedürfnissen zu organisieren, führt zur Entfremdung des Menschen von seinen Produkten. Auch Privateigentum an Produktionsmitteln in den Händen von Arbeitnehmern würde an dieser Situation nichts ändern. Insofern ist es folgerichtig, das Privateigentum an Produktionsmittel und den Markt gänzlich abzuschaffen, um diese Verwerfung zu überwinden.

An dieser Einschätzung der sich auf Marx berufenen Sozialisten setzt die Kritik der Freiwirtschaftler an. Sie argumentieren, dass es die Produktion von Waren für den Markt schon jahrhundertlang gegeben habe und dies zunächst nicht zur Profitorientierung des Wirtschaftens führte. Erst die Vervollkommnung des Geldwesens, das Auftreten und das Ansammeln von Geldkapital ermöglichte diese Entwicklung. Geld kann im Gegensatz zu allen anderen Waren gehortet (Schatzbildung), dadurch verknappt und dem Wirtschaftskreislauf als notwendiges Tauschmittel entzogen werden. Mit den weiteren Eigenschaften der Schlagfertigkeit (Schnäppchenkauf) und der Transportfähigkeit ist es eben nicht äquivalent zu anderen Waren. Die Möglichkeit der Schatzbildung zeichnet den Geldbesitzer aus und begründet seine besondere Machtstellung, die allerdings durch den Staat abgesichert sein muss. Im Übrigen hat dies schon Marx so gesehen, aber die entsprechenden Folgerungen daraus verweigert, ja sogar bekämpft (s. Georg Otto, Warum der Marxismus scheitern musste, Grüne Reihe, 1991)

Wie wirkt sich diese Machtstellung aus?

Der Geldbesitzer lässt sich die Preisgabe der Vorteile des Geldbesitzes (Hortungsfähigkeit, Schlagfertigkeit, Transportfähigkeit), damit Produktionsmittel erworben werden können, durch den Zins bezahlen. Der Unternehmer muss wegen dieser Zinszahlung Profit erzeugen, anderenfalls geht er in den Konkurs. Steht aber Finanzkapital zinslos zur Verfügung ist der Erwerb von Produktionsmittel erleichtert und die Erpressungsmöglichkeit des Unternehmers gegenüber dem Lohnabhängigen verringert, die Mehrwertaneignung schwindet, der Profit geht gegen null. (s. auch Jürgen Probst, Fehlentwicklungen einer Zinswirtschaft, 2.Auflg. 1998, Selbstverlag, Hannover, Anmerkung 1)

Unstrittig ist für alle Kapitalismuskritiker, dass der Mehrwert durch Arbeit, also in der Produktion entsteht. Die Freiwirtschaftler werfen den Marxisten vor, dass sie blind für die Vorgänge in der Zirkulationssphäre seien und deren Konsequenzen für die Produktionssphäre nicht sehen, insbesondere nicht zwischen Geldbesitzern (Geldkapital) und Unternehmern (Besitzer von Sachkapital) unterschieden. Produktionsmittel (Sachkapital) und alle anderen am Wirtschaftsprozess beteiligten Größen müssen durch den Einsatz von Geldkapital erworben werden. Auch Marx spricht immer wieder vom Geldbesitzer: „Der Geldbesitzer hat den Tageswert der Arbeitskraft gezahlt, ihm gehört daher ihr Gebrauch während des ganzen Tages. ...“. Danach ist der Unternehmer zunächst Geldbesitzer, um dann später in der Produktion Eigentümer von Produktionsmittel zu sein. Doch in der modernen kapitalistischen Wirtschaft sind Unternehmer nicht so sehr Eigentümer von Produktionsmitteln, sondern eher deren Besitzer, die zwar über die Verwendung von Produktionsmitteln bzw. Mehrwert bestimmen können, aber die eigentlichen Eigentümer die Geldbesitzer sind, die ihnen das Geld als Kredit zum Erwerb von Produktionsmittel , von Material, Gebäuden und Arbeitskraft geliehen haben. Deutsche Unternehmer haben in der Regel 60 bis 80% ihres Unternehmens mit Fremdmittel finanziert. Sichtbar wird dieser Eigentümer dann, wenn das Unternehmen die Zinsen nicht mehr zahlen kann und das Eigentum im Konkurs eingefordert wird.

Der Geldgeber – Geldkapitalist - bestimmt die Regeln, nach denen das Spiel "Produktion" in Unternehmen gespielt wird. Die "Spielregeln" der Produktion: das sind nicht nur die Zinsforderungen - das sind die "Produktionsverhältnisse" einschließlich der eigentumsrechtlich ausgeformten Dispositionsbefugnisse des Kapitals im Unternehmen. Das bedeutet vor allem die Produktion von Waren unter dem Diktat der Profitmaximierung, wie es beim Geldverleihen staatlich sanktioniert ist

Dabei ist der Zins nicht bloß eine Erscheinung des Profits. Er unterscheidet sich von diesem in besonderem Maße:

(1) Der Zins wird zuerst ausgehandelt, erst dann wird das Geld unter Risikominimierung (Sicherheiten) verliehen. Um einen Gewinn, der immer mit einem Risiko behaftet ist, zu erzielen, muss vorher Geld ausgeliehen und investiert werden.

(2) Der Zins kann im Gegensatz zum Profit weder theoretisch noch praktisch auf Null fallen.

(3) Die Summe aller Zinsen nimmt proportional mit den Investitionen und der Kapitalmasse zu. Die Summe aller Gewinne geht in dieser Hinsicht relativ zurück (Keynes: abnehmende Grenzfähigkeit des investierten Kapitals)

Es überrascht also überhaupt nicht, dass unter den Bedingungen des kapitalistischen Geldes sich Eigentumsformen herausgebildet haben und gesetzlich kodifiziert bzw. anerkannt wurden, bei denen der Geldkapitalgeber das letzte Wort hat.

Es ist vor allem zu hinterfragen, ob die Gier nach Mehr in der Produktion angesiedelt ist, die als Profitmaximierung zwangsläufig aus dem Marktgeschehen abzuleiten ist. Es ist durchaus denkbar, dass sich ein Unternehmer bei Sicherung seines Unternehmereinkommens mit einer Null-Rendite zufrieden gibt. Natürlich ist der Interessenskonflikt zwischen Produktionsmittelbesitzern und den Arbeitern an diesen Produktionsmittel nicht zu leugnen, auch nicht, dass die eigene veraltete Warenproduktion durch eine effektivere verdrängt werden kann. Sozialisten sehen in diesem Interessenkonflikt den Kern des Problems der kapitalistische Produktionsweise: Solange Menschen von ihren Lebens- und Produktionsgrundlagen, den Produktionsmitteln getrennt werden, seien sie erpressbar und müssten sich den Zielen der Besitzer unterwerfen. Es ginge nicht um Verteilungsfragen oder Verrechnungsfragen - sondern die Grundlagen der Produktion überhaupt seien zu kritisieren und in Frage zu stellen.

Dazu sagt Bernd Senf ( Geldfluss und Realwirtschaft...., Skript auf der Website www.berndsenf.de, 2002): Marxistisch betrachtet, wären mit der Überwindung..“ .der Probleme in der Zirkulationssphäre „... der Widerspruch von Lohnarbeit und Kapital ...... - zwar nicht überwunden. Wenn aber der Druck des Geldkapitals gegenüber der übrigen Gesellschaft - auch gegenüber den Unternehmerkapitalisten - zum dominierenden Konflikt geworden ist, sollte dann nicht die Lösung dieses Konflikts erste Priorität bekommen, ohne dass deswegen die anderen Konflikte verdrängt werden müssen?

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass in dem großen leidvollen Experiment des realexistierenden Sozialismus, das Privateigentum an Produktionsmittel und der Markt zwar abgeschafft wurde, aber keinesfalls die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, indem der Kapitalismus als Staatskapitalismus erhalten blieb.

Tendenzieller Fall der Profitrate

Der Tendenzielle Fall der Profitrate ist für Marxisten ein Eckfeiler für die Erklärung kapitalistischer Krisen. Die Profitrate ergibt sich aus dem Verhältnis des Mehrwertes zu dem im Produktionsprozess eingesetzten Gesamtkapital, wobei der Mehrwert sich aus der Differenz von den an einem Arbeitstag insgesamt erzeugten Werten und den Werten bestimmt, die zum Erhalt der Arbeitskraft notwendig sind. Das Gesamtkapital setzt sich dabei lediglich aus dem konstanten Kapital (Kosten für Produktionsmittel und Material) und variablen Kapital ((Lohnkosten) zusammen. Der tendenzielle Fall der Profitrate ergibt sich daraus, dass im Kampf um den Profit (Rendite) das Gesamtkapital durch Vergrößerung des konstanten Kapitals (Investition) erhöht wird, wodurch das Verhältnis von Mehrwert zu Gesamtkapital – also die Profitrate – „tendenziell“ erniedrigt wird. Tendenziell bedeutet, es geht um die Entwicklung der Durchschnittsprofitrate. Diese zunächst einleuchtende Behauptung soll an einem Beispiel verdeutlicht werde, das sich auf Marx beruft und von einem Marxisten Nick Beams auf der World Sozialist Website (http://www.wsws.org/de/korres/korres.shtml) als Leserbrief am 04.04.2000 unter dem Titel “Der Fall der Profitrate“ veröffentlicht wurde:

Die Profitrate ergibt sich aus dem Verhältnis des Mehrwert zu dem im Produktionsprozess eingesetzten Gesamtkapital. Wenn das Gesamtkapital beispielsweise mit 100 angesetzt wird, bestehend aus konstantem Kapital in der Größenordnung von 80 und variablem Kapital von 20, und zugleich die Mehrwertrate 100 Prozent beträgt, was bedeutet, dass der Produktionsprozess einen Mehrwert von 20 hervorbringt, so ist die Profitrate 20/100 bzw. 20 Prozent.

Der tendenzielle Fall der Profitrate ergibt sich daraus, dass mit steigender Arbeitsproduktivität der Anteil des konstanten Kapitals am Produktionsprozess wächst. Das heißt, der Anteil der zugeführten lebendigen Arbeit geht im Verhältnis zu den Produktionsmitteln, die sie in Bewegung setzt, tendenziell zurück. Da jedoch die lebendige Arbeit die einzige Quelle des Mehrwerts darstellt, folgt daraus, dass die Profitrate, die sich aus dem Verhältnis zum eingesetzten Gesamtkapital errechnet, tendenziell ebenfalls sinkt.

Nehmen wir ein Kapital von 200, bestehend aus konstantem Kapital von 180 und variablem Kapital von 20. Bei einer Mehrwertrate von 100 Prozent, die einem Mehrwert von 20 entspricht, haben wir bei diesem Kapital eine Profitrate von 20/200 bzw. 10 Prozent.

Die an diesem Beispiel verdeutlichte Behauptung vom tendenziellen Fall der Profitrate, setzt voraus, dass der Mehrwert konstant bleibt. Kompliziert werden jedoch die Verhältnisse, wenn durch Investition, d.h. durch Sachkapitalvergrößerung, sowohl die notwendige Arbeit (variables Kapitals) verkleinert als auch der Mehrwert durch einen größeren Warenausstoß (Produktivitätsfortschritt aufgrund der Investition) erhöht wird. Insbesondere werden die Verwertungszusammenhänge nicht sorgfältig analysiert.

Zunächst entsteht ja auf der Produktionsseite ein Mehr an Waren, deren Wert erst am Markt bestimmt wird. Auch der Mehrwert hat seine Entsprechung in der Warenproduktion. Es sind wiederum hauptsächlich die Lohnbezieher, repräsentiert durch das variable Kapital, die die Werte bestimmen. Einfacher ausgedrückt: Die Lohnabhängigen kaufen die Waren, die sie selbst produzieren mit dem Lohn, den sie für ihre Arbeit erhalten. Was geschieht aber mit den Waren, die darüber hinaus produziert werden? Wer kauft sie? (s. Anmerkung 1). Wie soll das Mehr an Waren in Mehrwert umgewandelt werden? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Durch das größere Warenangebot gehen die Preise im Durchschnitt runter, die Arbeiter können mehr kaufen. Oder die Arbeiter erhalten einen höheren Lohn und können sich dadurch mehr Waren kaufen, eigenen sich dadurch das Mehr an Waren an. Der Mehrwert wird zu den Arbeitern transferiert.

2. Ein Teil des höheren Warenangebot geht in die Nachfrage nach Investitionsgütern. Es kommt zu einer Erhöhung der Investitionsgüterpreise. Produktionsmittel, Material würden für den investierenden Unternehmer mehr kosten, sein konstantes Kapital sich zu Lasten des Mehrwertes zunächst erhöhen. Auf der Seite der Investitionsgüterproduktion würde sich aber durch die höheren Preise der Mehrwert erhöhen. Es ist schwer abzuschätzen und Bedarf eingehender Analysen, in welche Richtung sich die Verwertung der Mehr-Waren zum Mehrwert entwickeln würde. Die genaue Entwicklung der Profitrate ist schwer voraussagbar. Das hängt von den Marktverhältnissen, der Verwertungsebene ab.

An dieser Stelle wird sichtbar, wie wichtig die Vorgänge auf der Verwertungsebene, die man auch Zirkulationssphäre nennen könnte, für die Profitentstehung sind.

Für beide Fälle gilt aber, dass irgendwann die Bedürfnisse für eine Warenkauf gesättigt sind und der Verwertungsprozess stoppt. Keynes spricht dann von einer langfristig abnehmenden Grenzleistungsfähigkeit des Investitions- Kapitals, nämlich die Fähigkeit, Rendite zu erbringen. Dieser Begriff beschreibt auf diesem Erklärungshintergrund viel klarer die Probleme einer kapitalistischen Wirtschaft als der Begriff vom tendenziellen Fall der Profitrate, weil er die Vorgänge in der Zirkulationssphäre stärker einbezieht. Das die Warenzirkulation erst ermöglichende Geldsystem kommt dadurch stärker in die Analyse als bei Marxisten.

In dem oben erwähnten Artikel von Nick Beams über den Fall der Profitrate kommt es deswegen auch zu Widersprüchen. Dort heißt es:

Mit anderen Worten, während die technologische Entwicklung den Anteil des konstanten Kapitals steigert und damit die Durchschnittsprofitrate senkt, erhöht sie gleichzeitig auch den erzielten Mehrwert und führt damit tendenziell zu einer höheren Profitrate. Wenn die Steigerung der Mehrarbeit hinreichend groß ist, kann der Fall der Profitrate aufgehalten oder sogar umgekehrt werden.

Gerade diese Argumentation benutzen ja heutige Wirtschaftswissenschaftler, wenn sie ein ständiges Wirtschaftswachstum auf hohem Niveau fordern, um Krisen zu vermeiden oder zu überwinden.

So bezeichnet er auch das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate als einzige wissenschaftliche Erklärungsgrundlage für den wirtschaftlichen Nachkriegsboom und sein Ende:

Die Entwicklung und Verbreitung der Fließbandproduktion in der gesamten kapitalistischen Welt während der Periode nach dem Krieg führte zu einer enormen Steigerung der Arbeitsproduktivität. Das heißt, diese Methoden ergaben vermittels einer erheblichen Herabsetzung der notwendigen Arbeit einen höheren Mehrwert.

Diese Erklärung übersieht, dass der Krieg eine riesige Kapitalvernichtung war und die Leistung des Kapitals, Rendite zu erwirtschaften auf einem hohen Niveau wieder starten konnte. Die Deutung von Keynes passt dazu besser. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität ist die eine Erklärung für den Nachkriegsboom. Die Fähigkeit einer kapitalistischen Wirtschaft bei geringer Kapitalakkumulation wegen starker Warennachfrage hohe Rendite zu erbringen, ist die andere.

Anmerkung 1 zu „Tendenzieller Fall der Profitrate) (Probst S. 15)

...Die Macht erwächst aus der Begehrtheit der produzierten Waren; sind sie hingegen nicht begehrt, kann sich – salopp gesagt – „ der Kapitalst seine Produktionsmittel vors Knie nageln....

Neue Ökonomie: Modelle (2)

MODELLE zur Abbildung von Wirtschaftsvorgängen in der Geldwirtschaft (2)

Besitz von Geld

Liquiditätswert

Geld kann im Vergleich zu einer beliebigen Ware ohne Kosten transportiert und bei nächster oder günstiger Gelegenheit (Schnäppchensituation) gegen eine Leistung entsprechend dem Tauschwert des Geldes eingetauscht werden (Schlagfertigkeit des Geldes). Bei einem Warentausch ohne Geld wäre das alles viel schwieriger. Geld macht den Waren- bzw. Leistungsaustausch zwischen Wirtschaftsteilnehmern flüssiger. (Liquidität). Diese Werte – Schlagfertigkeit , geringe Transportkosten (Allokationskosten) - werden als Liquiditätswert des Geldes bezeichnet, den das Geld durch gemeinsame Übereinkunft der Wirtschaftsteilnehmer und durch die Aufsicht des Staates erhält.

Es ist also ein Wert der durch gemeinschaftliche Anstrengung unter Beachtung gemeinschaftlicher Regeln entsteht. Es ist kein privater durch die Leistung eines Einzelnen entstandener Wert. Während der Zirkulation macht er sich nicht bemerkbar, sondern erst dann, wenn man Geld zurückhält, wenn man spart.

Wer Geld spart, also das Zirkulationsmittel zurückhält, weil er es z.B. wegen Vorsorge in den Sparstrumpf steckt oder spekulativ liquide hält (Liquiditätspräferenz), stört den Zirkulationsprozess und damit den Wirtschaftsprozess.

Diese Zurückhaltungsmöglichkeit zeichnet Geld gegenüber anderen Waren besonders aus. Es zeigt hier neben der Funktion als Zirkulationsmittel eine zweite Funktion, nämlich als Aufbewahrungsmittel, Vermögenswert.

Machtverhältnisse

Mit der Möglichkeit der Zurückhaltung bzw. Sparhaltung begründen sich aber auch Machtverhältnisse, und zwar in einer Geldwirtschaft anders als in einer reinen Warentauschwirtschaft.

In einer Warentauschwirtschaft kann auf zwei Arten gespart weder, indem man keine Waren abnimmt oder sie nicht für andere produziert und selbst verbraucht. Der Sparer fällt damit aus dem Wirtschaftsprozess heraus.

In einer Geldwirtschaft kann nur auf eine Art gespart werden, an der Abnahme von Waren bzw. Leistungen (Käuferposition). Benötigt der Käufer diese Ware bzw. Leistung nicht, weil er z.B. genug besitzt, befindet er sich gegenüber dem Produzenten - dem Verkäufer - in einer Machtposition, weil diesem Geld fehlt, um z.B. Schulden zu bezahlen oder Waren zu erwerben, deren er dringend bedarf. Der Produzent erhält nur dann vom Geldbesitzer Geld, wenn dieser seine produzierte Leistungen auch abnimmt.(s. 1)

Allgemein ausgedrückt haben in der Geldgesellschaft die Besitzenden ein besonderes Machtverhältnis gegenüber den Nichtbesitzenden. In dieser Situation befinden sich manche Unternehmer wie die Lohnabhängigen in einer ähnlichen Lage, für diese allerdings weniger dramatisch, als für die Lohnabhängigen. Die Unternehmer müssen ihre Ware absetzen, um u.U. Geld zur Kreditzurückzahlung zu erhalten, die Lohnabhängigen können nur ihre Arbeitskraft anbieten, um Geld für ihren Lebensunterhalt zu verdienen. (s. 1). Trotz seiner Verschuldung besitzt der Unternehmer immerhin noch die Produktionsmittel, die ihn in die Lage versetzen, leistungsloses Einkommen zu erzielen (Mehrwert/Profit) und er kann die Kapitalkosten über die Preise den Konsumenten aufbürden.

Zins als Allokationsmittel

Welche Möglichkeiten gibt es, Geld wieder in Zirkulation zu bringen, um ein Erliegen des Wirtschaftsprozesses zu verhindern?

Verwirklicht ist ein Belohnungssystem: Der Zins.

Der Zins ist der Preis dafür, dass der Geldbesitzer sein Geld an einen Schuldner verborgt, der es in der Regel durch Konsum oder Investition in die Zirkulation leitet. Er wird durch den Zins belohnt, weil er die Liquidität des Geldes (Liquiditätswert) und damit seine Machtposition aufgibt. Der Liquidäswert, den der Geldbesitzer dem Geld beimisst, beträgt nach heutigen Erfahrungen im Durchschnitt etwa 2% des verborgten Geldbetrages. Darunter wird der Zins nicht sinken.

Ist der Kredit plus Zinsen getilgt, hat der Gläubiger mehr an Leistung bzw. Wert zurück erhalten, als er selbst für das geborgte Geld aufgewandt hat, mindestens den Liquiditätswert (s. 2). Er hat leistungslos mehr Geld erhalten, Mehrwert. Der angeeignete Liquiditätswert ist nicht durch seine Leistung entstanden, sondern durch die der Allgemeinheit. Diese Forderung nach Mehrwert muss der Schuldner als Produzent in Form einer Mehrleistung erbringen, es sei denn er kann diese Forderungen weiterreichen – der Zwang zum wirtschaftlichen Wachstum ist so vorprogrammiert. Letztlich werden die Forderungen dort hängen bleiben, wo die wirtschaftlich meist unterlegende Machtposition ist, weil dort der Konsum existentiell notwendig ist, beim Lohnabhängigen. Dieser besitzt nichts anderes als seine Arbeitskraft (s.o.). Der renommierte, bereits früh verstorbene Verfassungsrechtler D. Suhr nannte dies in seiner Untersuchung über unser Geldsystem (D. Suhr: Der Kapitalismus als monetäres System, Campus Verlag 1988) die „Asymmetrie von Verkauf und Kauf“(s. 1)

Die Möglichkeit, Geld zurückzuhalten und Zins zu fordern, ist dort am größten, wo aufgrund von Besitz kaum noch Konsumbedarf ist. Hier ist man auch in der Lage, dass Geld so lange zurückzuhalten oder anderweitig einzusetzen (Spekulation, Transfer in den Finanzmarkt), bis der Zins den Liquiditätswert wieder überschritten hat.

Dieses Prinzip aus Geld mehr Geld zu machen stand schon am Anfang des Kapitalismus. Es waren die Händler die so verfuhren und heute noch verfahren: Mit Geld kauften sie Waren unabhängig von ihrem eigenen Warenbedürfnis, um diese wieder mit Gewinn zu verkaufen:

G ---W--- G + MG. Historisch gesehen, sammelten sich zunächst dadurch viele Waren (Warenhäuser) und schließlich bei Perfektionierung des Geldsystems Geld (Geldkapital) in privater Hand an. Dies war Voraussetzung für die Bildung von Manufakturen und dann für Unternehmen allgemein. Diese Haltung G – W –G + MG hat den ganzen Wirtschaftsprozess bestimmt und bestimmt ihn noch heute. Sie wurde und wird über die notwendige Vergabe von zinsbedingten Krediten an Unternehmen zur besonderen Notwendigkeit der gewinnorientierten Produktion.

Durch die Möglichkeit des Geldbesitzers Zins, einzunehmen, wird seine Machtposition immer stärker, wächst sein Geldguthaben und damit seine Forderung nach Geld, und zwar im Prinzip exponentiell, auf jeden Fall stärker als linear. Die Position des Schuldners wird immer schwächer und damit seine Fähigkeit zur Schuldentilgung, bis er schließlich Konkurs anmelden muss. Der Zusammenbruch von verschuldeten Unternehmen – die wirtschaftliche Krise – verhindert insgesamt aber, dass die Nachfrage (die Knappheit) nach dem Zirkulationsmittel Geld abnimmt, da ja die Nachfrage nach Leistungen und Waren nicht verschwindet, eher noch zunimmt. Die Möglichkeit der Zinsforderung bleibt durch dies Knappheit erhalten. (s. 3)

Zusammenfassend kann gesagt werden: das Zinssystem in der Geldwirtschaft sorgt dafür, dass das Geld – der Vermittler des Leistungsaustausches – dort hinfließt und konzentriert wird, wo kein Bedarf ist - zu den konsumgesättigten Besitzenden – und dort in zunehmenden Maße fehlt, wo es zum Leistungsaustausch benötigt wird – die Masse der Nichtbesitzenden (s. 4). Je älter die Volkswirtschaft wird, desto dramatischer wird diese Situation. Die Geldguthaben, d.h. die Forderungen nach Geld werden immer größer und konzentrieren sich in den Händen Weniger und der Schuldenberg der Produzenten wird immer größer.

Würden die Geldguthabenbesitzer ihre Forderungen in Leistungen umtauschen, könnte der Schuldenberg abgebaut werden, weil es ja genug Leistungswillige (Arbeitslose) gibt. Die Wenigen haben aber keinen Bedarf nach Leistungen, weil sie schon alles besitzen. Von 1950 bis 2001 stieg das Geldvermögen in der BRD von ca. 30 Milliarden Euro auf 6 Billionen Euro nominal bzw. 1,2 Billionen real. Dieses Geldvermögen ist ausgesprochen unsymmetrisch. Laut ARD Tagesschau vom 02.03.2005 besaßen 20% der Bevölkerung 2/3 des Geldvermögens.. Im Jahre 2001 standen dem Geldvermögen

6 Billionen Euro Schulden gegenüber, die sich zu ca. 70% auf die Unternehmen, zu 20 % auf den Staat und zu 5 % auf Private verteilen (s. 5 u. 6).

Das ist die Erklärung dafür, dass heute einem Heer von Leistungsanbietern – 5 Millionen Arbeitslose – ein großer Bedarf an Leistungen im privaten und staatlichen Bereich gegenübersteht, ohne dass die beiden Seiten zusammenkommen, weil Geld von denen gefordert wird, die es nicht nötig haben und es dort fehlt, wo es nötig ist. (s. 7)

Eine wichtige Ursache für diese Fehlleitung liegt in dem Belohnungssystem der Zinsnahme.

Welche andere Möglichkeit gibt es, Geld wieder in Zirkulation zu bringen, damit es seine eigentlich wirtschaftlich bedeutende Funktion, der Vermittlung zwischen Bedarf und Leistung ausüben kann?

Lösung

Die wirtschaftlich Handelnden versuchen, die Lösung des Problems in der Produktionssphäre zu finden. Sowohl Kapitalismusvertreter als auch ihre Kritiker von den Gewerkschaftlern bis zu den Sozialisten klammern sich dabei an den Antagonismus zwischen Arbeitgebern (Produktionsmittelbesitzer) und Arbeitnehmern (die eigentl. Ihre Arbeit geben). Die einen preisen die Rendite (den Profit) als Menschheitsbeglücker und Naturereignis, die anderen verdammen die Profitgier. Die einen fordern Entlastung auf der Angebotsseite (Neoliberalismus), die anderen Stärkung der Nachfrage (Keynes).

Beide bemerken nicht, wie das Finanzkapital ihnen diese Bedingungen mit der Formel, aus Geld mehr Geld zu machen ( Geld – Ware – Geld + M ehr Geld), diktiert. Sie merken gar nicht, vor allem die Unternehmer des Mittelstandes nicht, dass beide, Unternehmer und Arbeitnehmer, im gleichen Boot sitzen. Sie lamentieren über die Schulden des Staates und vergessen die eigene Schuldenlast. Der Staat hat sich aus der Verantwortung für die Zirkulationsphase (Geldstabilität) zurückgezogen und sie der Notenbank übertragen, die mit ungenügend wirksamen Instrumenten verzweifelt versucht, die Geldmenge und Geldumlaufgeschwindigkeit im Sinne einer Stabilität zu regulieren.

Sie alle ignorieren die Probleme in der Zirkulationsphase.

Diese Ignoranz aber, in der Zirkulationssphäre ein systemimmanentes Problem zu sehen, verhindert die Lösungsfindung

Man vergegenwärtige sich noch einmal die Vor – und Nachteile des Geldes und des damit verbunden Zinses für eine Volkswirtschaft:

Geld steht für einen unvollendeten Tauschvorgang

Vorteil: Transportfunktion

· Die Geldwirtschaft ist die Basis für eine moderne arbeitsteilige Wirtschaft und die Voraussetzung für wirtschaftlichen Fortschritt. Die Aufgabe des Geldes (= Bargeld + Giralgeld) ist es, Tauschvorgänge räumlich und zeitlich aufzubrechen.

· In einer fortgeschrittenen Geldwirtschaft haben dabei die Schulden (Kredite) und die spiegelbildlich entstehenden Geldguthaben (=Forderung auf Geld) die Funktion, diese Tauschvorgänge langfristig aufzubrechen, d.h. sie sind Voraussetzungen für die Möglichkeit von Investitionen.

· Wie Geld den Warenkreislauf beschleunigt, beschleunigen die Schulden/ Geldguthabenverhältnisse den Geldkreislauf.

Vorteil: Wertaufbewahrungsfunktion: Geld kann wegen seiner in Relation zu anderen Waren großen Dauerhaftigkeit zur Wertaufbewahrung benutzt werden.

Nachteil: Das Geld, als Wertaufbewahrung benutzt, wird dem Wirtschaftskreislauf entzogen . Diese Zurückhaltung hemmt diesen Kreislauf bis zum Zusammenbruch.

Zins ist die Forderung nach mehr Geld. Es muss zwischen Haben- und Sollzinsen unterschieden werden.

Habenzinsen:

· erwünschte Funktion die Aufrechterhaltung des Geldkreislaufes. Der Habenzins ist der Anreiz dafür, dass Geld, wenn es nicht durch Kaufvorgänge weitergegeben wird, durch Verleihen in den Geldreislauf kommt und somit diesem NICHT durch Hortung ("Halten von Realkassa") entzogen wird.

· unerwünschte Funktion: Positive Habenzinsen führen zu positiven Rückkopplung, exponentiellen Wachstum und damit langfristig zwingend zu Destabilisierung von Ökonomie, Politik, Ökologie und Sozialbereich. (HAUPTPROBLEM!)

Sollzinsen:

· erwünschte Funktion: sparsamer Umgang mit knappen Ressourcen. Gäbe es keine Sollzinsen, würde sich Jedermann u.U. beliebig viel Geld ausleihen oder es müsste die Kreditverteilung unter Ausschaltung eines Marktes rationiert werden.

· unerwünschte Funktion: wegen der Abzinsung künftiger Geldflüsse entsteht eine systematische Abwertung der Zukunft, mit sich daraus ergebenden Problemen für die Ökologie und für den schonenden Umgang mit Ressourcen.

Deswegen kann die Lösung des Problems nur in einer derartigen Modifizierung des Geldsystems liegen, dass die erwünschten Funktionen erhalten bleiben und die unerwünschten Auswirkungen vermieden werden.

Hier muss der Diskurs geführt werden!

Eine langfristig wirksame und nachhaltige Therapie kann nur in Maßnahmen liegen, die verhindern, dass Guthaben und Kapitaleinkommen rascher wachsen als das BSP, dass also insgesamt durch Besitz von knappen gesellschaftlich nötigen Gütern, im großen Stil leistungsloses Einkommen erzielt wird.

Das kann sein:

  • eine Besteuerung der Kapitalvermögen
  • eine Besteuerung von Kapitalerträgen
  • eine Besteuerung liquider Mittel
  • Steuern in der Art der Tobin‑Steuer, bzw. Besteuerung von Finanztransfer)
  • periodischer Schuldenerlass, vor allem beim Staat (dazu s. 8)

Anmerkungen und Literaturzitate

(1): D. Suhr: Der Kapitalismus als monetäres System, Campus Verlag 1988, S. 15:

.... Vielmehr lässt .. sich die unterschiedliche Machtposition (d. Verf.) schon in jedem einzelnen, kleinen Geschäft mit Geld und Ware beobachten, in dem sich der geldbesitzende Käufer und der Verkäufer eigener Ware oder Arbeit gegenüberstehen. In allen diesen Geschäften zeigt sich eine Asymmetrie. (Suhr 1983, S. 22ff.; Suhr/Godschalk 1986, S.28ff.) Sie hängt zusammen mit zwei Geldeigenschaften: Erstens mit der optimalen Tauschbarkeit des Geldes, die von seiner allgemeinen Äquivalentform herrührt, zweitens damit, dass es dem Geldbesitzer als "Schatzbildner" freisteht, sein Geld nicht als Käufer auszugeben, sondern zurückzuhalten ("naive" Schatzbildung) oder Kapitalzwecken zu widmen (kapitalistische "Schatzbildung" mit Mehrwertgenerierung)........

An die Stelle des "identischen" und symmetrischen Austauschprozesses der Tauschwirtschaft tritt die asymmetrische Struktur von Verkauf und Kauf: Der Käufer kann kaufen wann er will, und er braucht nicht unmittelbar zu kaufen, wenn er selbst verkauft hat. Der Verkäufer aber bleibt auf seiner Arbeitskraft oder Ware sitzen, wenn und solange es dem Geldbesitzer beliebt, nicht oder noch nicht zu kaufen. Wer aber seine Arbeit oder Ware nicht loswird, weil er dabei vom Kaufwillen der Geldbesitzer abhängt, - wer insbesondere seine eigene Arbeit nicht als Ware verkaufen kann, der kann anschließend auch nicht als Käufer auftreten: der kann sich nicht die Lebensmittel und Produktionsmittel besorgen, deren er bedarf, um zu leben, zu arbeiten, zu produzieren und zu konsumieren................

Diese Macht des Geldes ist nicht die Macht des Verkäufers, der unbewegliche Ware oder Arbeit bietet, sondern die des Käufers, der das bewegliche Geld in der Hand hat. Und sie ist die Macht des Geldgebers, der mit dem Geld über die Macht verfügt, andere zu Verkäufern zu machen. Wer innerhalb der Gesellschaft reich ist, der kann sich typischerweise in die Rolle des Geldbesitzers und Käufers begeben. Wer dagegen sieht sich typischerweise immer wieder auf die Rolle des Verkäufers verwiesen? Die Antwort ist einfach: Wer von seiner Arbeit leben muss, der muss seine Arbeit als Ware verkaufen, hat also die schlechtere Waren-Karte des Wirtschaftsspiels in der Hand. Wer dagegen irgendwelche seiner Güter nicht selbst gebrauchen muss, der kann sie versilbern und zu Geld machen: Dann hat er Anteil am "gesellschaftlichen Monopol" des "allgemeinen Äquivalents" Geld , vermittels dessen die "gesellschaftliche Macht" "Privatmacht" wird. Wenn es richtig ist, dass keiner verkaufen kann, ohne dass einer kauft, aber keiner kaufen muss, nur weil er schon verkauft hat: dann sitzt der Käufer mit seinem Geld in der Tat am längeren Hebel, - dann ist denkbar, dass er die Situation ausnutzen kann, um mehr als ein Äquivalent herauszuschlagen, - dann ist denkbar, dass der Verkäufer der Ware "Arbeitskraft" weniger als ein Äquivalent bekommt. Denn wer am längeren Hebel sitzt, kann mehr Druck ausüben. Er hat die größere Verhandlungsmacht, während der andere unter Verhandlungsdruck gerät. So kommt ein ungleiches Geschäft zustande, bei dem der Geldbesitzer einen Preis heraushandeln kann, der den Preis unter Gleichgewichtsbedingungen übersteigt.

(2): Zur Erklärung und Verteidigung der Forderung nach Zins wird häufig angeführt, dass ja auch Leihfirmen von Maschinen Miete fordern. Der Vorteil von Geldbesitzern gegenüber diesen Maschinenbesitzern besteht darin, dass Geldbesitz kaum der Abschreibung und Abnutzung unterliegt. Außerdem ist Geld universell einsetzbar und der Bedarf danach hängt nicht von speziellen Verwertungswünschen ab, wie etw. beim Rasenmähen.

(3): D. Suhr, ebenda

„.......Wer die Zirkulation stört, der liefert negative Beiträge zur Produktion der Liquidität. Das kann man auch so ausdrücken: Er verursacht gesellschaftliche Kosten. Während also der Kassehalter den Nutzen der Liquidität genießt, produziert er zugleich Kosten für die anderen, und zwar in der Gestalt, dass er ihnen das ökonomisch erforderliche Zirkulationsmittel verknappt. Wenn nun die anderen Wirtschaftsteilnehmer Informations- und Transaktionskosten dadurch sparen wollen, dass sie das Transaktionsmittel "Geld" verwenden, dessen Liquidität sie selbst produzieren, so müssen sie den Geldanleger dafür bezahlen, dass er von seiner Sabotage des Zirkulationssystems ablässt. Die Kosten, die diese Sabotagekompetenz der Geldanleger verursacht, tragen wiederum die Produzenten und Konsumenten, die ohne Geld nicht effektiv und "schlagfertig" verkaufen und kaufen können. Es kommt aber noch etwas hinzu: Die mit der Liquidität verbundenen Kosten werden nicht gleichmäßig auf alle verteilt, die das Geld für ihre Transaktionszwecke als Konsumenten und Produzenten gebrauchen. Ganz im Gegenteil: Je wohlhabender solche Konsumenten und Produzenten schon sind, - je weniger sie also auf Kreditweise Vorfinanzierung ihrer Produktionsmittel (Fremdkapital) oder ihres Konsums (Konsumentenkredite) angewiesen sind, desto weniger Zinsen kommen auf sie zu. Je ärmer sie aber sind, je stärker sie also ihre Produktion oder gar ihren Konsum auf Kredit finanzieren müssen, desto mehr bekommen sie mit Krediten zu tun, desto mehr Zinsen haben sie zu tragen.“
So nahmen 1990 in der BRD 10% der Bevölkerung mehr Zinsen ein als sie hauptsächlich über die Preise zahlten und 80% zahlten mehr Zinsen als sie nahmen. Profiteure dieses Zinssystems sind mit ihrer Zinsmarge auch das Banksystem, da die Zinsmarge ein Teil des Zinses ist, der genauso wie jener einen Zinseszinseffekt hat.

(4): Genauer: Das Geld strömt dorthin, wo kein Bedarf ist, wird entweder zu Spekulationszwecken zurückgehalten oder in eine Forderung + leistungslos Zinsforderung an Schuldner umgewandelt, die es u. U. in den Zirkulationsprozess zurückführen.

(5): Quelle: H. Creutz, Das Geldsyndrom, 5. Auflg. 2001, Econ-Verlag

(6): Wie kommt es zu diesem riesigen Geldvermögen?

Bestimmt man aus den empirischen Daten von 1960 bis 2001 die Wachstumskurve des nominellen Geldvermögens, so ergibt sich die Form einer Exponentialkurve nach der Funktion

K = K0 (1 + z)t (Zinseszinsformel; Z = Zinsfuß/100) bzw. K = K0 ec t mit c = ln (1 + z)

Anmerkung: Trägt man die Daten in einem logarithmischen Maßstab auf, so ergibt sich eine Gerade, ein Beweis dafür, dass die ursprüngliche Funktion eine Exponentialfunktion ist. Log (1 + z ) wäre die Steigung der Geraden.

Danach betrug die jährliche Zuwachsrate dieser Kurve ca. 9 %: Dies kann so interpretiert werden, dass das Geldvermögen nach der Zinseszinsformel mit einem Zins von ca. 9 % gewachsen ist.

Mit anderen Worten das Geldvermögen von 6 Billionen Euro ist durch die Zinsdynamik, also durch leistungsloses Einkommen entstanden.

Demgegenüber besteht die gängige Auffassung darin, dass Geldvermögen aufgrund von Sparen des durch eigene Leistung verdienten Geldes entsteht. Die Sparsumme der privaten Haushalte betrug im Jahre 2001 138 Mrd. Euro (lt. Stat. Bundesamt), das sind nur ca. 2% des Geldvermögens. Es darf deswegen bezweifelt werden, dass Sparen das Wachstum des Geldvermögens von ca. 9% hervorruft.

In einer abgeschlossenen Geldwirtschaft führt die Zinsdynamik gesamtwirtschaftlich notwendigerweise zu einem Wachstum der Schulden und damit des Geldvermögens der Gläubiger1. Dieses Wachstum könnte nur verhindert werden, wenn der Gesamtgläubiger die Leistung, die der Gesamtschuldner zur Bezahlung der Zinsen aufbringt, im Austausch von Geld abnehmen würde. Da der Gesamtgläubiger aber keinen Bedarf für die angebotene Leistung hat, verbleibt der Zins als Schuld beim Gesamtschuldner und erhöht so das Geldguthaben bzw. Geldvermögen des Gläubigers 1.

In der Realität ist die Geldwirtschaft so angelegt, dass in der Gesamtwirtschaft das Geld, das zur Deckung der (durch den Zins) zusätzlichen Leistung notwendig ist, von der Zentralbank hauptsächlich über Kredite in Umlauf gebracht wird.

Übrigens: Die Zentralbank bzw. der Staat könnte dieses Wachstum stoppen, indem sie das Geldvermögen durch eine Währungsreform auf die Größe der gesamtwirtschaftlichen Leistung, nämlich des BIP reduzieren würde. Diese Möglichkeit erscheint als extrem unwahrscheinlich, wurde aber in der Vergangenheit z.B. der Währungsreform nach dem zweiten Weltkrieg realisiert. Im Mittelalter war die Einrichtung der Brakteaten ein Beispiel für das Prinzip der regelmäßigen Entwertung des Geldes.

1 2. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre in E. Glötzl: Die Krise einer alternden Volkswirtschaft, Linz, Sept. 2001

(7) Kapitalistische Eigentumsformen als Folge kapitalistischen Geldes.

Der Geldkapitalist verfügt aber nicht nur über das Mittel, sich den Mehr- wert in Gestalt der Zinsen auszubedingen. Er sitzt auch am längeren Hebel, wenn es darum geht, als Geldgeber mit einem Unternehmer über die Bedingungen einer Beteiligung zu sprechen. Er kann sich Entscheidungsrechte vorbehalten, die er nicht ohne weiteres durchsetzen könnte, hätten Geldgeber nicht die Macht, dem Unternehmer das Medium der ökonomischen Kommunikation zu überlassen oder eben auch vorzuenthalten. Er kann weitgehend die Bedingungen vorschreiben, denen die anderen sich fügen müssen, bevor er ihnen das lebensnotwendige Transaktionsmedium zur Verfügung stellt. Zu diesen Bedingungen, die der Kapitalist sich als Geldgeber ausbedingen kann, gehört nicht nur, dass man Zinsen zahlen muss, wenn man sich Geld leiht. Dazu gehört auch, dass ein Kapitalgeber, der sich mit Produzenten zusammentut, um etwas zu produzieren, die besseren Karten in der Hand hat und die Spielregeln bestimmen kann, nach denen das Spiel "Produktion" in Unternehmen gespielt wird. Die "Spielregeln" der Produktion, - das sind die "Produktionsverhältnisse" einschließlich der eigentumsrechtlich ausgeformten Dispositionsbefugnisse des Kapitals im Unternehmen. Das bedeutet vor allem die Produktion von Waren unter dem Diktat der Profitmaximierung (G – W – Produktion – W‘ – G+ MG ). Dabei ist der Zins nicht bloß eine Erscheinung des Profits. Er unterscheidet sich von diesem in besonderen Maße: (1) Der Zins wird zuerst ausgehandelt, erst dann wird das Geld unter Risikominimierung (Sicherheiten) verliehen. Um einen Gewinn, der immer mit einem Risiko behaftet ist, zu erzielen, muss vorher Geld ausgeliehen und investiert werden. (2) Der Zins kann im Gegensatz zum Profit weder theoretisch noch praktisch auf Null fallen. (3) Die Summe aller Zinsen nimmt proportional mit den Investitionen und der Kapitalmasse zu. Die Summe aller Gewinne geht in dieser Hinsicht relativ zurück (Tendenzielle Fall der Profitrate) Es überrascht also überhaupt nicht, dass unter den Bedingungen des kapitalistischen Geldes sich Eigentumsformen herausgebildet haben und gesetzlich kodifiziert bzw. anerkannt wurden, bei denen der Kapitalgeber das letzte Wort hat.

(8) G:.Simon, Schwungrad der Finanzkrise, in FraRundsch, 4.12.03, 2003, URL: http://www.fr-aktuell.de/uebersicht/alle_dossiers/politik_inland/die_alternative/die_woche_des_geldes/?cnt=351558)

Goetz Werner: Einkommen für alle?

Kritik an dem Modell von Götz Werner „Einkommen für alle“

(Bedingungsloses Grundeinkommen, BGE)

Das Besondere am Werner-Modell ist der Vorschlag, das Grundeinkommen aus der Konsumsteuer zu finanzieren, bei gleichzeitigem Wegfall aller auf Einkommen und Erträgen erhobenen Steuern.

Was passiert mit einer Volkswirtschaft, wenn das Einkommen bzw. die Erträge aus der Produktion

( dank der von Werner viel beschworenen durch Investition erzeugten Rationalisierung )

auf immer weniger Schultern verteilt wird?

Werner verkennt, wie unser Geldsystem funktioniert:

Geld wird im Prinzip über Schulden für Unternehmen und den Staat in das Wirtschaftssystem eingespeist. Letztlich bezahlen die Unternehmer damit Lohn- und Kapitalkosten an die in den Produktionsprozess eingebundenen. Über den Konsum (Abnahme von Waren = Entnahme von Leistungen) erreicht das Geld wieder die Unternehmen, die damit die Schulden und Schuldenkosten bedienen können. Die ist der Wirtschaftskreislauf: Geld fließt in die eine Richtung, Leistungen in die andere.

Wenn aber die Zahl der Abnehmer in diesem Kreisprozess schwindet, immer mehr aus dem Produktionsprozess herausfallen, wer nimmt dann die Waren ab, so dass der Unternehmer seine Kosten begleichen und seinen Profit in Geld realisieren kann?

Die Lösung von Werner besteht darin, dass alle ein Grundeinkommen erhalten, mit dem dieser Überhang an Leistungen vom Markt abgeräumt wird. Doch woher kommt das Geld für das Grundeinkommen derjenigen, die aus dem Produktionsprozess herausgefallen sind? Aus der Besteuerung ihres eigenen Konsums? Dies ist so, als wolle sich Münchhausen an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Es kann auch nicht aus der Konsumsteuer der im Produktionsprozess eingebundenen kommen, da diese dann weniger Waren abnehmen würden (s. Ergänzung, Berechnung)

  1. Realistischerweise muss jemand für dieses Grundeinkommen als Vorschuss Schulden aufnehmen, z.B. der Staat. Durch den Konsum werden dann zwar die ursprünglichen Schulden zurückgeführt, aber es bleibt ein Teil stehen, der durch die fälligen Zinsen erwachsen ist. Das Geldvermögen der Geldbesitzer steigt. Die Volkswirtschaft geht in die Schuldenfalle. (Schon jetzt existieren in Deutschland 6 Billionen € Schulden, denen die gleich große Summe von Geldvermögen gegenüber stehen. Etwa 70 % dieser Schulden fallen auf die Unternehmen und 25 % auf den Staat).
  2. Oder die Geldbesitzer werden zur Kasse gebeten, bzw. besteuert, auch alle jene, die aufgrund von Besitz leistungsloses Einkommen beziehen, sowie jene, deren Einkommensgröße jenseits einer angemessenen Leistungsrelation liegt (die Ackermanns).
  3. Oder die Waren bleiben liegen, die entsprechenden Firmen gehen Pleite, die Volkswirtschaft schrumpft. Es kommt zu den bekannten Konjunkturtälern bis hin zum Zusammenbruch des Wirtschaftssystems (Argentinien).

Letztlich wird man nicht vermeiden können, die Verteilungsfrage zu stellen, um das Grundeinkommen dazu zu benutzen, die Masse der Leistungsträger – die arbeitsfähige Bevölkerung – am Produktivitätsfortschritt der Volkswirtschaft zu beteiligen (Fall 2). Daran wird man die Modelle zum Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) messen müssen.


Ergänzungen

Argument für eine Konsumsteuer (Werner-Modell)

Das Hauptargument für eine Konsumsteuer hört sich im Buch von Götz Werner „Einkommen für alle“ wie folgt an (die Zahlen der zitierten Stellen beziehen sich auf Seiten dieses Buches):

Geld sei eine Art Depot für zukünftige Gegenleistungen. Es hat jemand etwas geleistet, ihm fehlt noch die Gegenleistung – dies wird durch den Erhalt von Geld, Einkommen/ Ertrag, vermerkt. Die gesellschaftliche Wertschöpfung von Leistung und Gegenleistung ist erst bei der Leistungsentnahme durch einen Kauf mit diesem Geld abgeschlossen. Wird nun das Einkommen, bzw. der Ertrag besteuert, belastet man also den Leistungsbeitrag, so lähmt das die Bereitwilligkeit für solche Leistungen. Eine Besteuerung der Leistungsentnahme – die Konsumsteuer - würde bereitwilliger hingenommen. Im Vergleich zur Einkommensteuer wäre sie unbürokratischer, umweltfreundlicher, leichter zu differenzieren und gerechter zu gestalten, wobei die Reichen bei Luxusgütern belastet und die Masse der Bevölkerung durch geringe Besteuerung des täglichen Bedarfes entlastet werden könnten.

Trotz richtiger Ansätze über den Charakter des Geldsystems, über die Notwendigkeit eines sozialen Ausgleiches („Die „starken Schultern<<>>oben<<>>unten<<>, 212)), verkennt er die Dynamik unseres Geld- und Kapitalsystems. Er hat als Unternehmer im wesentlichen eine betriebswirtschaftliche Sichtweise. Er sieht zwar, dass die wirtschaftlichen Werte letztlich aus menschlicher Leistung und Arbeit entspringen ( „Die wohl effektivste Form gebündelter, sozial organisierter menschlicher Leistung, ist das unternehmerische Kapital“ 178, oder „Reale Werte entstehen nur in der Produktion oder durch nützliche Dienstleistungen“, 156 oder „Versteht man Wirtschaft so als einen permanenten Prozess des Füreinanderleistens..“ . 177) dennoch behandelt er Kapitalertrag und Arbeitseinkommen gleichwertig ( „Mit dem Grundeinkommen lassen wir die Menschen arbeiten.... . Mit der Konsumbesteuerung lassen wir das Kapital in Ruhe arbeiten. 178). Als Unternehmer kann er sich hier von der betriebswirtschaftlichen Sichtweise nicht lösen. Im Betrieb sind Kapitalertrag, Kapitalbeschaffung und Arbeitseinkommen gleichwertige Kostenfaktoren, insofern Kosten der Produktion (wobei das Kapital etwas bevorzugt, da bei Konkurs bevorzugt zu bedienen ist). Deswegen die gängige Vorstellung, dass Kapital und Arbeit Produktionsfaktoren seien.

Das Werner-Modell - gesellschaftliche Hintergrund seine Analyse

In seinem Buch „Einkommen für alle“ liefert Werner sehr einsichtige Argumente für die Notwendigkeit eines Grundeinkommens. Zunächst räumt er mit dem Mythos auf, dass Wirtschaftwachstum notwendigerweise Arbeitsplätze schafft. Leider geht er nicht darauf ein, dass die gängige Definition von Wirtschaftswachstum als prozentuales Wachstum des bestehenden Volumens, so nicht funktionieren kann, da es zu einem exponentiellen Wachstum führt. Exponentielles Wachstum kann kein reales Wirtschaftssystem dieser Welt leisten. In der Natur kommt es als parasitäres Wachstum vor, das regelmäßig seine eigene Existenzgrundlage zerstört.

Dann bekennt er sich zur gesellschaftlichen Abhängigkeit aller individuellen Leistung (177). Er wendet sich deswegen gegen die einseitige Aneignung dieser gemeinschaftlich erzeugten Werte und stellt konsequenterweise die Verteilungsfrage. Ein extremes Ungleichgewicht in der Verteilung volkswirtschaftlicher Leistung führt zur Wirtschaftskrise. Dagegen setzt er die Vision der Partizipation aller am Produktivitätsfortschritt und die Befreiung von der Fessel der Fronarbeit.

Sehr gut beschreibt er auch die Funktion des Geldes <<als Schmiermittel für die Erzeugung und den Austausch von Produkten und Dienstleistungen>>(55), das sehr leicht zu lagern und zu transferieren, verleihen und verzinsen ist. Es sei ein <<Irrtum, dass Geld einen Wert an sich habe. Grundsätzlich wird im reinen Geldverkehr ja tatsächlich überhaupt nichts geschaffen. Reale Werte entstehen nur in der Produktion oder durch nützliche Dienstleistungen>> (156). Sehr richtig wird die Funktion von Unternehmen in einem Geld- und dazu gegenläufigen Güterkreislauf beschrieben: Unternehmen << versorgen die Menschen mit Geld....Verfolgt man die Wertschöpfung eines jeden Unternehmens.. rückwärts, dann löst sich ihr gesamtes eingesetztes Kapital ..in Einkommen auf. (176) <<die Aufgabe von Unternehmen ist es, die Menschen mit Gütern und Dienstleistungen und andererseits mit Einkommen zu versorgen>> Zentral ist seine Einteilung von realem Einkommen, << das, was man tatsächlich verbraucht>> (53) und dadurch von anderen als Verbrauchsgüter bezieht, sowie nominales Einkommen (Geld), das man erhält, indem man Leistungen für andere aufbringt. << Der Drang nach Realeinkommen hat Schranken, denn die natürlichen Bedürfnisse des Menschen sind begrenzt. Dagegen scheint der Drang nach Nominaleinkommen, die Geldgier, grenzenlos zu sein.>> (153) << Das Kapital scheint sich also nur für den eigenen Hunger zu interessieren. Nachhaltigkeit ist ihm fremd>> (159)Er sieht in unserem Wirtschaftssystem vier sog. Kardinalsünden: <<Die erste besteht darin, dass wir Geld wie eine Ware betrachten, die zweite ...Grund und Boden ....,die dritte.... Unternehmen..., und die vierte ...Arbeit>> (163). Die Verbindung von Geld – Kapital – und Produktion beschreibt er wie folgt:

<< Die Akkumulation von Geld, also die Kapitalbildung, erweitert die Möglichkeiten, etwas für andere zu produzieren beziehungsweise zu leisten. Und schon allein, weil der Unternehmer dabei sein eingesetztes Kapital – das ja meist mehr Fremd- als Eigenkapital ist – verzinsen muss, braucht er den „Profit“ >>.“ (154)


Berechnung des Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) nach Werner

Annahmen

  • Ich nehme einen volkswirtschaftlichen Warenaustausch (BIP) von 100 Wareneinheiten (WE) an.
  • Zur Produktion dieser WE sollen vorgeschossene Kosten von 2000 Geldeinheit (GE) entstehen, die von den im Produktionsprozess Eingebundenen (LE) als Einnahmen (Einkommen) verbucht werden.
  • Die 100 WE stehen bei ca. 29% Mehrwertsteuer (Konsumsteueranteil für BGE) zu 2817 GE zum Verkauf zur Verfügung. Das BIP beträgt dann 2817 GE.

Konsumsteuer-Modell

  • Die LE können mit ihren Einnahmen von 2000 GE einen Anteil von 71 WE abnehmen (100x2000/2817 ~ 71). 580 GE sind davon KONSUMSTEUER: Mit den restlichen 1420 GE kann der Unternehmer einen Teil der vorgeschossenen Kosten begleichen. Für den gesamten Vorschuss muss er Zinsen zahlen.
  • Die restlichen 29 WE werden nun wie folgt abgenommen:
  • Zum Erwerb dieser 29 WE müssen ca. 817 GE durch das BGE abgenommen werden, das ist der Gesamtbetrag der Mehrwertsteuer, 29 % von 2812. Für dieses BGE hat der Staat schon 580 GE durch den LE-Konsum eingenommen.
  • Er muss noch 237 GE vorschießen, für die der Staat bei einem Zinssatz von 5% p.a. ein Summe von ca. 12 GE im Jahr zahlen muss.
  • 817 GE (580 + 237) werden nun auf die gesamte Bevölkerung als BGE verteilt, die damit die restlichen 29 WE abnehmen. 237 GE sind davon Konsumsteuern, mit denen der Staat seinen Vorschuss tilgen kann. Mit den restlichen 580 GE kann der Unternehmer den letzten Anteil seiner vorgeschossenen Kosten begleichen.

Beispiel 2004:

  • Das BIP beträgt 2200 Mrd. €. Das zu verteilende BGE beträgt 638 Mrd. € (2200 x 0,29). Das vom Staat vorzuschießende BGE beträgt 185 Mrd. € ( 638 x 0,29 ). Der Staat muss dafür 9 Mrd. € an Zinsen tragen (5% Zinssatz). Bei 80 Mill. Einwohnern erhält jeder 7975 € im Jahr, das sind 665 € im Monat. Eine 4-köpfige Familie erhält dann 2658 € im Monat.

Einkommensteuer-Modell

  • Die zur Produktion von Waren vorgeschossenen Kosten über 2000 GE stehen den LE als Einkommen bzw. Ertrag zur Verfügung.
  • Die Mehrwertsteuer wird nicht erhoben , sondern eine Einkommen - bzw. Ertragssteuer von 29%.
  • Die LE haben bei einer Einkommensteuer von 29% nur 1420 GE übrig, die sie zum Kauf ihres Warenanteils (71 WE) verwenden.
  • Die vom Staat eingenommenen 580 € Einkommensteuer werden als BGE an alle verteilt und damit die restlichen Waren (29 WE) vom Markt geräumt.
  • Der Unternehmer kann seine vorgeschossenen Kosten begleichen. Für den Vorschuss musste er Zinsen zahlen.

Einkommensteuer contra Konsumsteuer

· Der Staat zahlt keine Zinsen.

· Die Kaufkraft bei dem einkommensteuerfinanzierten ist stärker als bei dem konsumsteuerfinanzierten BGE, denn die LE erhalten für 1420 GE bei dem einkommensteuerfinanzierten Modell dieselben Leistungen wie mit 2000 GE bei dem Konsumsteuermodell. Dieselben Überlegungen gelten für die BGE-Ausgaben.

· Letztlich profitieren nur die Geldbesitzer bei dem Konsumsteuermodell à la Werner, weil sie Zinsen erhalten.

Neoklassische Annahmen

Das Saysche Theorem eine neoklassische Annahme

Die heutige volkswirtschaftliche Lehre und Forschung fußt auf der Theorie der Neoklassik. Eine ihrer Glaubensätze besagt:

Das Angebot von Gütern schafft seine Nachfrage nach Gütern.

Diese Aussage wurde als Saysche Theorem im Jahre 1803 von Jean-Baptiste Say formuliert. Sie wird von der heutigen neoliberalen, angebotsorientierten Wirtschaftspolitik vertreten, deren Credo lautet: Alles ist zu fördern, das die Güterproduktion erleichtert. Das sind Steuererniedrigung für Unternehmer, Rückfahren von Lohnforderungen, denn sie sind Produktionskosten (über Kapitalkosten wird nicht gesprochen) und die Förderung von Geldakkumulation, weil das die Investitionen fördert.

Wie soll es durch die Stärkung der Angebotsseite zur Nachfrageerhöhung kommen? Gemeint ist Folgendes:

In einer Fabrik werden Fahrräder hergestellt. Deren Arbeiter erhalten dafür Lohn. Mit dem verdienten Geld kaufen sie Produkte anderer Hersteller. Die Fabrikbesitzer und die anderen Hersteller erwirtschaften Gewinn. Ein Teil des gewonnenen Geldes fließt in Investitionen oder zu Zulieferer, die damit mehr Geld in ihren Taschen haben. So steigt die allgemeine Kaufkraft und es gibt genügend Leute, die sich heue Fahrräder kaufen können.

Dahinter steht die richtige Vorstellung, dass in einer Volkswirtschaft die heutigen Ausgaben die zukünftigen Einnahmen sind. Dies kann als ein volkswirtschaftliches Axiom bezeichnet werden und lautet: In einer Volkswirtschaft, die durch Geldwirtschaft gekennzeichnet ist, gilt, dass die volkswirtschaftlichen Ausgaben die zukünftigen Einnahmen sind oder anders betrachtet, bei einer stabilen (!) Volkswirtschaft ist die Summe aller Ausgaben gleich der Summe aller Einnahmen.

Dieser Aussage liegt das volkswirtschaftlich Kreislaufmodell zugrunde: Während das Geld in die eine Richtung fließt, strömen entgegengesetzt die Güter bzw. Leistungen. Die Neoklassiker konstruieren daraus aber eine Automatik: Die Ausgaben erzwingen die Einnahmen und die Einnahmen bewirken automatisch auch die Ausgaben.

Nur was passiert mit einer Volkswirtschaft, in der das eingenommene Geld nicht wieder ausgegeben wird ? Zum Beispiel wird das Geld auf Schweitzer Konten verschoben oder in internationalen Spekulationsblasen transferiert, weil dort höhere Rendite winken, anstatt die heimischen Wirtschaft anzukurbeln, deren Absatzmarkt bereits gesättigt ist? Oder die Fabrikbesitzer leben im Ausland und investieren den Gewinn lieber dort. Oder das Geld wird schlicht und einfach bar gehortet mit dem Ziel, es für ein günstiges Schnäppchen auszugeben.

Die angebotsorientierten Vorschläge der Neoliberalen blenden die eigenständige Wirkung unseres Geldsystems auf die Wirtschaftsprozesse völlig aus.

Vor allem blenden sie die Verteilungsfrage aus.

Die Probleme treten dann auf, wenn große Teile des eingenommene Geld sich auf wenige Personen verteilt. Bei diesem Personenkreis häuft sich ein Überschuss von Geldvermögen an. Wenn dieses Geld nicht wieder ausgegeben wird, sei es als Konsum oder Investition (eine besondere Konsumart), sondern in die Schweiz verschoben wird oder in Spekulationsblasen verschwindet, fehlt es der Volkswirtschaft. Diesem nicht ausgegebenen Überschuss stehen produzierte Güter, bzw. Leistungen gegenüber, die nicht vom Markt geräumt werden. Unternehmen gehen pleite, die Volkswirtschaft schrumpft.

Ein Rechenbeispiel möge das Problem verdeutlichen.

Hier wird die sog. reiche Gruppe, bei der die Einnahmen größer sind als die Ausgaben und die einen Bevölkerungsanteil von 25% umfassen soll, in ihren Einnahmen dem großen Rest der Bevölkerung gegenübergestellt. Die Annahme von 40% Einnahmeanteil dieser Bevölkerungsgruppe am BIP, hier mit 2000 Mrd. €./Jahr angegeben, kommt der bundesrepublikanischen Wirklichkeit recht nahe. Beim großen Teil der Bevölkerung sind im Wesentlichen die Ausgaben so groß wie die Einnahmen. Die Ausgaben des kleinen reichen Teils mögen bei konstant (!) z.B. 720 Mrd. Euro/Jahr liegen, das sind 36% des anfänglichen (!) BIP von 2000 Mrd. €. Der Gewinn würde dann anfänglich bei 4% BIP liegen oder 10% des anfänglichen Einkommens, der voraussetzungsgemäß angehäuft wird. Da die Ausgaben immer auch die zukünftigen Einnahmen sind, schrumpft das BIP im folgenden Jahr, in unserem Beispiel um 80 Mrd. € (4% von 2000). Das BIP schrumpft unter diesen Voraussetzungen solange , bis die Ausgaben der reichen Gruppe gleich deren Einnahmen sind, d.h. bis in unserem Beispiel 720 Mrd. € 40% des dann erreichten BIP ausmachen, also auf 1800 Mrd. €. Der Gewinn ist dann natürlich auf null geschrumpft (Marx: tendenzielle Fall der Profitrate = Keynes: Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals).

Das Entscheidende bei diesem Vorgang ist, dass der reiche Teil seine Einnahmen nicht konsumieren kann und dadurch Vermögen anhäuft. Diente diese Anhäufung nun auch dazu, die anfänglich ungleiche Einkommensverteilung zu Lasten des ärmeren Teils weiter zu verschieben, z.B. durch Rationalisierungs-Investitionen oder Kreditvergabe, würde sich letztlich die Krisendynamik verschärfen.

Unser Wirtschafts- und Geldsystem kann so nicht krisenfest funktionieren:

Eine extrem ungleichmäßige Einkommensverteilung führt zu wirtschaftlichen Störungen. Solche Einkommensverhältnisse entstehen vor allem dann, wenn es in der Gesellschaft Möglichkeiten gibt, durch den bloßen Besitz von knappen, aber für alle notwendigen Gütern leistungsloses Einkommen zu erzielen (gewinnbringendes Vermögen, s. www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/) . In einer modernen arbeitsteiligen Industriegesellschaft sind:

  • Produktionsmittel knappe Güter. - Ihr Besitz führt zu Profiten.
  • Weiterhin ist der Boden ein knappes, nicht vermehrbares Gut. – Sein Besitz führt zur Bodenrente.
  • Aber besonders ist Geld ein solches Gut, denn das Geld ist nicht nur bloßes Tausch- , sondern auch Aufbewahrungsmittel, das durch Hortung (Verschiebung, Spekulation) dem Wirtschaftskreislauf entzogen werden kann und dadurch knapp wird. Dies ist die Liquiditätspräferenz des Geldes, die dazu führt, dass der Zins nicht unter den Liquiditätswert (erfahrungsgemäß 2%) sinkt. - Der Besitz von Geld führt in unserem Geldsystem zum Zins als leistungsloses Einkommen.

Eine langfristig wirksame und nachhaltige Therapie kann nur in Maßnahmen liegen, die verhindern, dass durch den Besitz von knappen gesellschaftlich nötigen Gütern, im großen Stil leistungsloses Einkommen erzielt wird, z.B. durch den Besitz von Geld, Boden, Produktionsmitteln u.a..)

Das kann sein:

  • eine Besteuerung der Kapitalvermögen
  • eine Besteuerung von Kapitalerträgen
  • eine Besteuerung liquider Mittel, durch Einführung einer Rückhaltegebühr (s. H. Creutz: Das Geldsyndrom; u. www.INWO.de)

Steuern in der Art der Tobin‑Steuer, bzw. Besteuerung von Finanztransfer

Freitag, 27. Juli 2007

Neue Ökonomie: Modell

MODELLE zur Abbildung von Wirtschaftsvorgängen in der Geldwirtschaft

Es gibt in unserem Wirtschaftssystem drei große den Wirtschaftsprozess maßgeblich beeinflussende Teilnehmergruppen: Die Banken (Zentralbank, Privatbanken), die Unternehmer und die Leistungslieferanten. Letztlich sind die Masse der Bevölkerung als Arbeiter und Angestellte im Wesentlichen die Leistungslieferanten. Wichtigstes wirtschaftliches Element bzw. Instrument für den Austausch von Leistungen ist das Geld. Der wirtschaftliche Prozess kann im Wesentlichen wie folgt beschrieben werde.

In den Unternehmen werden Produkte bzw. Dienstleistungen durch bzw. mit Hilfe der Leistungslieferanten hergestellt. Volkswirtschaftlich gesehen, sind die gesamten Unternehmensausgaben Geldzahlungen für die Leistungen der Leistungslieferanten. (Für den einzelnen Betrieb sieht dies differenzierter aus). Diese Geldzahlungen sind wiederum Einnahmen der Leistungslieferanten. Mit den Einnahmen kaufen sie die Produkte und Leistungen, die in den Unternehmen hergestellt wurden (s. 1). Ein Schema soll dieses vereinfachte Modell veranschaulichen:


Unternehmer


Produzent Lieferant


Ausgaben

GELD

gelangt zu Produzent

GELD

Einnahmen


LEISTUNG

gelangt zu Unternehmen

LEISTUNG



wird zu





PRODUKT

gelangt zu Produzent (II)

PRODUKT


Einnahmen

GELD

gelangt zu Unternehmen (I)

GELD

Ausgaben

* Die Funktion der Banken ist in diesem Schema nicht aufgeführt

· An diesem Modell wird anschaulich, dass in einer arbeitsteiligen Wirtschaft Geld ein Zirkulationsmittel ist, das den Leistungsaustausch zwischen Wirtschaftsteilnehmern erleichtert bzw. erst ermöglicht: Während das Geld in die eine Richtung strömt, gelangen die Leistungen in die andere, wo Bedarf dafür ist. Das Geld wird vom Bankensystem bzw. letztlich von der Zentralbank bereitgestellt.

· Auf der Geldseite wird deutlich, dass die ursprünglichen Ausgaben bzw. Kosten des Gesamtunternehmers, mit denen er seine Leistungslieferanten bezahlt (ihre Einnahmen), später als Ausgaben dieser Leistungsträger seine Einnahmen sind. Dies kann als ein volkswirtschaftliches Axiom bezeichnet werden und lautet:

In einer Volkswirtschaft, die durch Geldwirtschaft gekennzeichnet ist, gilt, dass die volkswirtschaftlichen Ausgaben die zukünftigen Einnahmen sind oder anders betrachtet, bei einer stabilen Volkswirtschaft ist die Summe aller Ausgaben gleich der Summe aller Einnahmen.

Das Schema zeigt auch zwei Schwachstellen, die den wirtschaftlichen Austausch behindern, weil Einnahmen und Ausnahmen nicht mehr im Gleichgewicht stehen

I. Die Abnehmer behalten ihr Geld für andere Zwecke („Sparen“, Spekulation u.a.)

II. Die Leistungen werden nicht abgefragt, weil Sättigung herrscht (Kapitalismus) oder an den Bedürfnissen vorbei produziert wird (Sozialismus).

(s. 2)

Zu II

Die im Unternehmen hergestellten Produkte werden von denen abgenommen, die hauptsächlich an deren Herstellung beteiligt waren. Werden weniger Waren abgenommen, so verbleibt ein Mehr an Waren beim Unternehmer (Mehrwert/Profit). Dieser kann den Produktüberschuss selber konsumieren oder er hat ein Verwertungsproblem. (s. 3) Dies ist die Warenseite des aus gegenläufigen, von einander abhängigen Kreislaufströmen (Geld/Ware) bestehenden Wirtschaftssystems.

Zu I

Auf der Geldseite gilt , dass die Ausgaben die zukünftigen Einnahmen sind. Das heißt eine Volkswirtschaft ist dann stabil, wenn die einzelnen beteiligten Gruppen das wieder ausgeben, was sie einnehmen. Welche Wirkung hat es auf die Volkswirtschaft, wenn einzelne Gesellschaftsgruppen mehr Geld einnehmen als sie ausgeben können oder wollen, indem sie entweder “sparen“ (man sollte besser von „Einkommensüberschuss erzielen“ sprechen) oder Gewinne machen (Gewinn als positives Saldo aus Ausgaben, bzw. Kosten und Einnahmen)? Es ist logisch, dass sich dieser Überschuss als Geldvermögen in den Taschen dieser Gesellschaftsgruppen anhäuft. Wenn dieses Geld nicht wieder ausgegeben wird, sei es als Konsum oder Investition (eine besondere Konsumart), fehlt es der Volkswirtschaft. Diesem nicht ausgegebenen Überschuss stehen produzierte Güter, bzw. Leistungen gegenüber, die nicht vom Markt geräumt werden. Unternehmen gehen pleite, die Volkswirtschaft schrumpft.

Das folgende Zahlenbeispiel soll diese Aussagen illustrieren :

Hier wird die sog. reiche Gruppe, bei der die Einnahmen größer sind als die Ausgaben und die einen Bevölkerungsanteil von 25%, umfassen soll, in ihren Einnahmen dem großen Rest der Bevölkerung gegenübergestellt werden. Die Annahme von 40% Einnahmeanteil dieser Bevölkerungsgruppe am BIP, hier mit 2000 Mrd./Jahr Euro angegeben, kommt der bundesrepublikanischen Wirklichkeit wahrscheinlich recht nahe. Beim großen Teil der Bevölkerung sind im Wesentlichen die Ausgaben so groß wie die Einnahmen. Die Ausgaben des kleinen reichen Teils mögen bei konstant (!) z.B. bei 720 Mrd. Euro/Jahr liegen, das sind 36% des anfänglichen (!) BIP von 2000 Mrd. Euro. Der Gewinn würde dann bei 4% liegen, der voraussetzungsgemäß angehäuft wird. Da die Ausgaben immer auch die zukünftigen Einnahmen sind, schrumpft das BIP im folgenden Jahr, in unserem Beispiel um 80 Mrd. Euro (4% von 2000). Das BIP schrumpft unter diesen Voraussetzungen solange , bis die Ausgaben der reichen Gruppe gleich deren Einnahmen sind, d.h. bis in unserem Beispiel 720 Mrd. Euro 40% des dann erreichten BIP ausmachen, also auf 1800 Mrd. Euro. Der Gewinn ist dann natürlich auf null geschrumpft (Marx: tendenzielle Fall der Profitrate = Keynes: Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals )

Das Entscheidende bei diesem Vorgang ist, dass der reiche Teil seine Einnahmen nicht konsumieren kann und dadurch Vermögen angehäuft wird. Diente diese Anhäufung nun dazu, die anfänglich ungleiche Einkommensverteilung zu Lasten des ärmeren Teils weiter zu verschieben, z.B. durch Rationalisierungs-Investitionen, würde sich letztlich die Krisendynamik verschärfen. Unser Wirtschafts- und Geldsystem kann so nicht krisenfest funktionieren.

Das Gleichgewicht von Kauf und Verkauf, volkswirtschaftlich gesehen, von Ausgaben und Einnahmen ist die Grundlage eines krisenfreien Wirtschaftsablaufes. Sie ist für eine Warenwirtschaft „naturgegeben“. Dort wird Ware gegen Ware getauscht. Verkauf kann nur durch gleichzeitigen Kauf stattfinden und umgekehrt. Die in der Hand ihrer Produzenten zum großen Teil nutzlosen Güter werden in nützliche Gebrauchswerte getauscht, die sich in der Hand des anderen Tauschpartners befinden

Schon die bloße Ungleichheit in der Einkommensverteilung in einer Geldwirtschaft könnte tendenziell zu Krisen führen. Behoben wird diese Schwierigkeit, indem der Geldüberschuss an andere Wirtschaftsteilnehmer über Kredite weitergereicht wird, der ihn dann durch seine Ausgaben in den Kreislauf einschleust.

Auch hier wird deutlich, dass unsere profitorientierte Geldwirtschaft auf Kredite, also auf Schuldverhältnissen aufgebaut ist. Das zeigt schon die bemerkenswerte Tatsache, dass zwei Drittel der Geldscheine dadurch von der Zentralbank in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden, dass sie Kredite an die Geschäftsbanken vergibt.

Aber es gibt auch einen im Wirtschaftssystem liegenden Grund. Jede arbeitsteilige Wirtschaft ist darauf angewiesen, dass Leistung und Gegenleistung zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten stattfinden können. Das bedeutet, dass es Vertrauensverhältnisse, beziehungsweise Kreditverhältnisse (in dem Wort Kredit steckt der Begriff Vertrauen) gibt, weil die Teilnehmer darauf vertrauen müssen, dass sie für ihre Leistungen zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort auch Gegenleistungen erhalten. Die Aufgabe des Banksystems (Privat- u. Zentralbanken) besteht dabei darin, die Sicherheit zu liefern, dass der warenliefernde Teilnehmer in angemessener Zeit eine Gegenleistung erhält.

Der Schuldner kann aber seinen Kredit nur zurückzahlen, soweit er seine Leistung absetzen kann, denn erst dann erhält er Geld für die Kredittilgung. Das ist die Ohnmacht des Schuldners. Gesamtwirtschaftlich gesehen kann die Kredittilgung nur funktionieren, wenn der Gesamtschuldner die Leistung des Schuldners annimmt, sonst wird der Kreislauf unterbrochen.

Zusammenfassung

Das Modell zeigt, dass ungleichmäßige Einkommensverteilung zu wirtschaftlichen Störungen führen kann. Extreme ungleiche Einkommensverhältnisse entstehen vor allem dann, wenn es in der Gesellschaft Möglichkeiten gibt, durch den bloßen Besitz von knappen, aber für alle notwendigen Gütern leistungsloses Einkommen zu erzielen (gewinnbringendes Vermögen, s. www.dr-wo.de/schriften/feudalismus/) . In einer modernen arbeitsteiligen Industriegesellschaft sind:

  • Produktionsmittel knappe Güter. - Ihr Besitz führt zu Profiten.
  • Weiterhin ist der Boden ein knappes, nicht vermehrbares Gut. – Sein Besitz führt zur Bodenrente.
  • Aber besonders ist Geld ein solches Gut, denn das Geld ist nicht nur bloßes Tausch- , sondern auch Aufbewahrungsmittel, das durch Hortung dem Wirtschaftskreislauf entzogen werden kann und dadurch knapp wird. Dies ist die Liquiditätsreferenz des Geldes, die dazu führt, dass der Zins nicht unter den Liquiditätswert (erfahrungsgemäß 2%) sinkt. - Der Besitz von Geld führt in unserem Geldsystem zum Zins.

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1. Ein konkretes Beispiel mag das Schema verdeutlichen:

Ein Automechaniker hat eine Reparaturwerkstatt gegründet (Unternehmen). Er benötigt für den Anfang eine Vorleistung als Waren im Werte von 1000 Euro, die er sich als Kredit besorgt hat. Mit diesem Geld wird ein Lieferant bezahlt, der wiederum die Lieferung bei einem Großlieferant gegen 1000 Euro bezogen hat. Der Großlieferant begleicht mit diesem eingegangenen Geld einen Spediteur, der wiederum seine Transportwagen in der Autowerkstatt überholen lässt. So erreichen die 1000 Euro wieder den Automechaniker, der über diese Werkstattleistung seinen Kredit zurückgeben oder für eine erneute Leistung in den Wirtschaftskreislauf einbringen kann.

2. Stabilität des Geldkreislaufes

In der Technik ist das vorgestellte Modell als Regelkreis bekannt (Vergaser-Motor, Temperaturreglung eines Aquarium). Wegen der angegebenen Störstellen I und II ist der Geldkreislauf als Regelkreis instabil. Während die etablierten Ökonomen meinen, die Störstelle I (Geldhortung) sei durch die Zinserhebung im Prinzip behoben und sich in der Theoriebildung auf das Problem von Nachfrage und Angebot ( Störstelle II ) im Wirtschaftsgeschehen beziehen, konzentrieren sich die Freiwirtschaftler besonders auf das Problem der Geldhortung (Störung I) mit der Erklärung, daß der Zins die prinzipielle Instabilität des Geldkreislaufes noch verstärkt. Meistens vernachlässigen sie den Nachfrage/Angebot-Aspekt.

Bei den Störfällen I und II schwankt die Geldmenge: entweder wird Geld dem Kreislauf entzogen (Hortung) oder es gibt im Verhältnis zur Warenmenge zu viel oder zu wenig Geld (Nachfrage/Angebot – Problem von Waren). Bei den Volkswirtschaftlern wird die Instabilität unseres Wirtschaftssystems deswegen auch als Problem der Steuerung der Geldmenge (genauer Geldvolumen) im Verhältnis zur Warenproduktion angesehen. Dies wird mathematisch beschrieben durch die Formel M x V/ Q = P, dabei bedeutet M die Geldmenge, V die Geldumlaufgeschwindigkeit und Q das Bruttoinlandsprodukt. P ist dann das durchschnittliche Preisniveau.

In einem stabilen Wirtschaftskreislauf ist P konstant. Deshalb versucht die für die Stabilität verantwortliche staatliche Institution, das Geldvolumen (M x V) entsprechend dem Bruttosozialprodukt zu steuern. Sie hat aber Schwierigkeiten in der genauen Bestimmung der Geldmenge, außerdem entfaltet der Leitzins als Steuerinstrument, angesichts der nicht unter ihrer Kontrolle stehenden Girogeldausweitung nur eine geringe Steuerwirkung. Die etablierten Ökonomen (klassische Monetaristen) haben deswegen erfolgreich vorgeschlagen, eine geringe konstante Inflation in Kauf zu nehmen (Maarstrichkriterien), da die gegenteilige Bewegung – Deflation – noch schwieriger zu steuern sei.

Die Instabilität wird aber dadurch nicht behoben, sondern nach Meinung der Freiwirtschaftler nur noch verstärkt.

3. Wachstums- und Schuldendynamik im entwickelten kapitalistischen Wirtschaftssystem

In einer arbeitsteiligen Wirtschaft ist Geld ein Zirkulationsmittel, das den Leistungsaustausch zwischen den Wirtschaftsteilnehmern erleichtert bzw. erst ermöglicht: das Geld fließt in die eine Richtung, während in die andere die andere die Leistung strömt, wo Bedarf dafür ist.

Dabei gilt, daß über die Gleichwertigkeit (Äquivalenz) des Geldes zur Leistung (Maßstabfunktion des Geldes) Leistungen gegen Leistungen getauscht werden, auch im Falle eines Schuldners, in der Regel ein Unternehmer, nämlich bei der Kredittilgung. Der Leistungsaustausch beschreibt die Warenseite des aus gegenläufigen, von einander abhängigen Kreislaufströmen (Geld-/Warenströme). Gesamtwirtschaftlich gesehen, werden die in Unternehmen (Gesamtunternehmer) hergestellten Produkte von denen abgenommen, die sie mehrheitlich hergestellt haben. Werden weniger Waren abgenommen, so verbleibt ein Mehr an Waren beim Unternehmer. Dies führt letztlich zum Mehrwert bzw. zum Profit. Der Gesamtunternehmer kann den Produktüberschuss selber konsumieren oder er hat ein Verwertungsproblem. (s. Exkurs Tendenzielle Fall der Profitrate).

Das Verwertungsproblem besteht darin, daß der Gewinn im kapitalistischen System durch ein Mehr an Geld realisiert wird ( G ---W--- G + MG). Der Warenüberschuß (Mehr an Waren) erhält erst durch den Umtausch in Geld seinen Wert (Mehrwert, Gewinn).

Wo aber sind die Abnehmer, die dafür das Geld geben? Das können ja nicht die Leistungslieferanten sein. Sie haben mit ihrem als Einnahmen, Einkommen, bzw. Lohn vom Unternehmer erhaltenem Geld den Teil der Waren abgeräumt, der äquivalent als Kosten zu diesem Geld ist. Der andere Teil ist der Warenüberschuss. Wie könnte ein Verwertung des Warenüberschusses aussehen?

  • Die Unternehmerschaft könnten den Warenüberschuss selbst konsumieren, indem sie ihn untereinander abnehmen. Sie konsumieren den Profit dann durch ihr Luxusleben – Bauen von Palästen. Dies schafft soziale Probleme und ist nur begrenzt möglich.
  • Oder der Warenüberschuss wird ohne gleichzeitigen Import ausländischer Ware in andere Länder exportiert. Das Heimatland hat dann einen Exportüberschuss. Der ausländische Empfänger hat entweder Schulden, für die er Zinsen zahlt oder die als Gegenwert gezahlte ausländische Währung wird vom Exporteur in die ausländische Wirtschaft renditeträchtig investiert. Die Profite werden durch Exportüberschuss ins Ausland transferiert.
  • Das Problem lässt sich aber auch durch Kreditvergabe lösen. Erst dadurch erhalten andere Wirtschaftsteilnehmer das für die Markträumung des Warenüberschusses nötige Geld. (Das geschieht indirekt auch durch die Zentralbank). So entstehen Schuldner. Gesamtwirtschaftlich bedeutet dies Wirtschaftswachstum, und zwar dann, wenn der Schuldner zur Tilgung seines Kredites zusätzliche Leistungen erbringen muss, um das für die Tilgung nötige Geld zu verdienen.

Schon an dieser Stelle wird klar, dass ein profitorientiertes Geldsystem notwendigerweise über Schuldaufnahme Wachstum produziert, soll es problemlos funktionieren.

Schulden und Wachstum sind Eigenschaften des profitorientierten, auf Geld basierenden Wirtschaftssystems.